Florian Lipowitz' Fahrt in die Geschichtsbücher: Als vierter Deutscher aufs Podium?

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Florian Lipowitz' Fahrt in die Geschichtsbücher: Als vierter Deutscher aufs Podium?

Florian Lipowitz' Fahrt in die Geschichtsbücher: Als vierter Deutscher aufs Podium?

949,8 Kilometer trennen Florian Lipowitz noch vom Zielstrich der 112. Tour de France am Sonntag auf den Champs-Élysées in Paris. 949,8 Kilometer, aufgeteilt auf sechs Etappen, die darüber entscheiden, ob dem 24 Jahre alten Radprofi vom Team Red-Bull-Bora-hansgrohe ein eigenes Kapitel im Geschichtsbuch des deutschen Sports gewidmet wird.

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„Ich bekomme super viele Nachrichten. Jeder freut sich mit mir. Ich hoffe, ich mache mir nun selber nicht zu viel Druck“, sagte Deutschlands Hoffnungsträger auf zwei Rädern am Wochenende der ARD.

Denn ein Blick in die Geschichtsschreibung des Radsports zeigt: Lipowitz, vor der finalen Tourwoche auf Platz drei im Gesamtklassement platziert, hat nur drei Vorgänger in mehr als einem Jahrhundert Frankreich-Rundfahrt, die Ähnliches beim größten Radrennen der Welt erreichten. Und zwei davon errangen ihre Erfolge im dunkelsten Zeitalter des Radsports.

Lipowitz, der bei seiner Tour-Premiere auch das weiße Trikot des besten Jungprofis tragen darf, war gerade mal fünf Jahre alt, als zum bisher letzten Mal ein Deutscher nach dem Schlussabschnitt auf das Podium der Tour de France klettern durfte. 2006 war das. Andreas Klöden wurde erst Dritter im Gesamtklassement, rückte nach der Disqualifikation wegen Dopings vom eigentlichen Sieger Floyd Landis nach der Rundfahrt auf Rang zwei vor. Diesen Platz hatte der heute 50-Jährige auch zwei Jahre zuvor erreicht, hinter Rekordsieger Lance Armstrong, dessen sieben Tour-de-France-Siege jedoch ebenfalls wegen Dopings aus den Ergebnislisten gestrichen wurden. Klöden, der wie alle anderen Zweitplatzierten der Armstrong-Ära nicht nachrücken durfte, bestritt gegen ihn gerichtete Dopingvorwürfe immer.

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Klödens direkter Vorgänger wiederum ist die deutsche Radsportikone schlechthin, der Liebling der Massen, der im Angesicht der eigenen Dopingvergangenheit umso schlimmer abstürzte, mittlerweile reinen Tisch gemacht und sich wieder aufgerappelt hat: Jan Ullrich fuhr in Diensten des Teams Telekom 1997 allen davon und löste mit seinem Tour-Sieg, dem bis heute einzigen eines deutschen Fahrers, einen beispiellosen Radsport-Boom hierzulande aus.

Dem konnten die ab 1998 mehr als ein Jahrzehnt den Radsport prägenden Dopingskandale zunächst nichts anhaben. Doping, das waren immer die anderen. Mit dem so menschlich wirkenden Ullrich litt man dagegen mit, wenn er nach dem Triumph von 1997 Jahr um Jahr, meist hinter dem so unmenschlich wirkenden Armstrong, wieder nur Zweiter wurde (insgesamt fünfmal). Seinen dritten Platz bei seiner letzten Tour-Teilnahme 2005 verlor der heute 51-Jährige 2012 in letzter Instanz durch den Internationalen Sportgerichtshof (CAS). Da war längst klar, wie tief auch das einstmals magentastrahlende Team Telekom in die weit verbreiteten Dopingpraktiken verstrickt gewesen war.

Bester Jungprofi: Florian Lipowitz im weißen Trikot bei der Siegerehrung.

Bester Jungprofi: Florian Lipowitz im weißen Trikot bei der Siegerehrung.

Quelle: IMAGO/Belga

Lipowitz gehört einer neuen Generation an, für die Doping vor allem ein Schatten der Vergangenheit ist. Diese Vergangenheit ist nicht ganz so weit weg wie die Leistung eines Kurt Stöpel, der 1932 als erster Deutscher als Gesamtzweiter auf ein Tour-Podium gefahren war, doch weit genug, dass Lipowitz sagt: „Ich denke, die Zeit ist vorbei und da braucht man jetzt auch nicht groß noch auf irgendjemanden schauen.“

Der letzte Dopingsünder bei der Tour de France wurde schließlich 2015 überführt. Seitdem fährt aus den Erfahrungen der Vergangenheit begründet nur noch der Verdacht mit. „Ich kann nur für mich selber sagen, dass ich alles regelkonform mache. Ich will auch beruhigt ins Bett gehen können“, sagte Lipowitz am Montag, dem zweiten Ruhetag der diesjährigen Tour.

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Bis Sonntag stehen dem früheren Biathleten aus Laichingen in Baden-Württemberg auf den 949,8 Kilometern noch einige Höchstschwierigkeiten im Weg, die seinen Schritt aufs Siegerpodium neben Dominator und Dreifachsieger Tadej Pogacar sowie Zweitchef und Zweifachsieger Jonas Vingegaard verhindern könnten. An diesem Dienstag geht es hinauf auf den berüchtigten Mont Ventoux in der Provence. Am Donnerstag und Freitag warten fünf Anstiege der höchsten Kategorie und entsprechende Gefahren, Zeit zu verlieren bei den beiden Etappen in den Alpen.

Eine Idee davon, dass die dreiwöchige Rundfahrt mit etwas Pech auf einen Schlag vorbei sein kann, bekam Lipowitz am Sonntag bei seinem, wie er selbst sagte, „kleinen Sturz, so 20, 30 Kilometer nach dem Start“.

Die vor Lipowitz platzierten Pogacar und Vingegaard trennen indes ebenfalls noch genau 949,8 Kilometer und alle damit verbundenen Risiken und Gefahren vom Zielstrich in Paris.

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