Wie United im Transatlantikgeschäft vorne bleiben will
United Airlines hat das Angebot ab Deutschland seit 2019 um 19 Prozent ausgebaut und auf europäischer Ebene sogar um ein Drittel gesteigert. Im Reise-vor9-Podcast erklärt Vertriebsdirektor Thorsten Lettnin (Foto), wie die Airline im umkämpften Transatlantikmarkt wächst und warum die Nachfrage nach Premiumsitzen weiter zunimmt.
United Airlines hat ihr Angebot im Transatlantikverkehr seit der Pandemie deutlich ausgebaut. "2025 fliegen wir 19 Prozent mehr Kapazität ab Deutschland als 2019", sagt Lettnin im aktuellen Podcast. Auf gesamteuropäischer Ebene liege das Plus sogar bei 33 Prozent. Damit profitiert die US-Fluggesellschaft von einer frühen Entscheidung: Während viele Airlines während der Pandemie Flugzeuge stilllegten, bestellte United ausgerechnet 2021 die größte Flottenorder in der US-Luftfahrtgeschichte.
Deutschland spielt in der Strategie der Airline weiterhin eine besondere Rolle. Frankfurt war 1990 das erste internationale Ziel von United außerhalb der USA. Heute bietet die Fluggesellschaft nach eigenen Angaben rund 4.800 Sitzplätze täglich von Deutschland in die USA an – im Vergleich zu 440 bei der Aufnahme der Flüge vor 35 Jahren. "Wir sind dankbar für die Akzeptanz unserer Partner und Kunden hierzulande", so Lettnin.
Erfolgsmodelle: Drehkreuze und Ferienziele
Wachstumspotenzial sieht Lettnin weiterhin in zwei strategischen Ansätzen: Zum einen verbindet United große Drehkreuze in den USA mit europäischen Hubs wie Frankfurt, München oder London. Zum anderen baut die Airline Nonstop-Verbindungen zu sogenannten Sekundärzielen aus, insbesondere in Südeuropa. Italien spielt dabei eine Schlüsselrolle: Für den Sommer 2026 hat United neue Flüge nach Bari angekündigt, zusätzlich zu bestehenden Verbindungen nach Rom, Mailand, Venedig, Palermo und Neapel. Auch Portugal wird inzwischen von fünf US-Flughäfen aus direkt angeflogen.
Der Transatlantikmarkt gilt als besonders umkämpft. "Es gibt kaum eine Strecke, die nur eine Airline exklusiv anbietet", sagt Lettnin. United setze daher auf ein breites Produktangebot von der günstigen Basic Economy bis zur Business Class "Polaris". Letztere biete nicht nur flache Betten, sondern auch direkten Zugang zum Gang und künftig in der neuen Generation eine Suite mit 25 Prozent mehr Platz.
In Europa profitiert United vom Joint Venture mit der Lufthansa-Gruppe und Air Canada. Die Kooperation ermögliche ein „Mehr an Vielfalt und Kombinierbarkeit“, so Lettnin. Auch das neue Lufthansa-Produkt Allegris begrüßt er ausdrücklich: "Wir applaudieren der Lufthansa. Unsere gemeinsamen Kunden werden davon profitieren."
Mehr Premium, bewussteres Reisen
Seit der Pandemie beobachtet United eine deutliche Verschiebung der Nachfrage in Richtung Premiumkabinen. Der Trend sei inzwischen dauerhaft. "Wir sehen, dass der Nachfragedruck auf die Premiumprodukte sich zementiert hat", so Lettnin. Entsprechend habe sich die Sitzverteilung in den Flugzeugen verändert: In einem typischen Dreamliner entfallen bei United heute bis zu 60 Sitze auf die Business Class, rund 25 auf die Premium Plus und mehr als 50 auf die Economy Plus.
Auch Geschäftsreisende buchten bewusster. Häufig werde die Kombination aus Tagesflug in Premium Plus und Nachtflug in Polaris gewählt. "Reisen werden gezielter geplant, mit klarer Renditeerwartung", sagt Lettnin.
Nachhaltigkeit im Fokus
Beim Thema Klimaschutz verfolgt United laut Lettnin eine langfristige Strategie. Das Unternehmen will bis 2050 Netto-Null-Emissionen erreichen – ohne klassische Kompensationsprogramme, etwa durch Aufforstungen. Stattdessen investiert die Airline über die Tochter United Airlines Ventures in Forschung und Entwicklung, unter anderem in nachhaltige Flugkraftstoffe (SAF), CO2-Abscheidung und elektrische Flugtechnologien. "Wir müssen die Verantwortung, die wir als Airline haben, ernst nehmen", betont Lettnin.
Unabhängig von politischen Strömungen in den USA will United den Kurs in Richtung Nachhaltigkeit fortsetzen. „Wir sind börsennotiert und keine Staatsairline“, so Lettnin. "Wir tun, was richtig ist – nicht, was bequem ist." Die Investitionen in neue Technologien seien ein langfristiges Bekenntnis. "Das ist Teil unserer DNA als Fluggesellschaft."
Christian Schmicke
reisevor9


