KI-Flugtarife: Delta prescht vor und wieder etwas zurück

Delta Air Lines Foto: iStock/Boarding1Now
Mit Künstlicher Intelligenz (KI) lassen sich persönliche Kundendaten sammeln, die darüber informieren, wie viel jemand bereit wäre für den Flug zu bezahlen. Was halten Sie davon?
KI – mit den richtigen Daten gefüttert – bietet unendliche Möglichkeiten der Erkenntnisse über alles, auch einzelne Personen. Das hat sich Delta Air bereits im vergangenen Jahr zunutze gemacht. Ende 2024 verkündete die US-Airline, dass man für rund ein Prozent der Flugtarife testweise KI zur Preisgestaltung einsetzen werde. Der Test muss positiv ausgefallen sein, denn Mitte Juli dieses Jahres erklärte Delta dem Bonusprogramm-Portal The Points Guy zufolge, dass man den Anteil der KI-Preisgestaltung auf rund 20 Prozent steigern werde. Vorerst beschränkt auf US-Inlandsflüge, wo der Datenschutz nicht ganz so rigide wie innerhalb der EU ist.
Jeder Passagier zahlt einen anderen PreisDennoch zeigt das Beispiel Delta, was viele fürchten. So setzt Delta bei jedem fünften Inlandsflug in den USA KI bei der Tarifbestimmung ein. Gearbeitet wird mit KI-Tools von Fetcherr aus Israel. Delta-Präsident Glen Hauenstein schwärmte bereits zu Beginn des Experiments von KI als einem Superanalysten, der rund um die Uhr in Echtzeit arbeitet.
Schon heute bedienen sich die Airlines differenzierter Algorithmen für die Optimierung der Gewinne. Für ein- und denselben Flug werden bisweilen über 20 verschiedene Preise angeboten. Doch mit dem Einsatz von KI und ihren Möglichkeiten, persönliche Daten zu sammeln und zu analysieren, erweitert sich das individuelle Preisgestaltungspotenzial erheblich. Wenn eine Airline zum Beispiel wüsste, dass Fluggast A dringend wegen eines Trauerfalls nach XY muss, könnte sie diese Lage zu ihren finanziellen Gunsten ausnützen.

Deshalb rief Deltas Ankündigung sofort Verbraucherschützer und Politiker auf den Plan. Das Technik-Portal heise.de zitiert Senator Ruben Gallego von der Demokratischen Partei: „Das ist räuberische Preisgestaltung.“ Es habe nichts mehr mit Wettbewerb zu tun. Die Angst des Politikers und seiner Kollegen: Nicht nur der Datenschutz ist gefährdet, sondern es besteht auch die Möglichkeit, dank KI jedem Passagier die individuelle Höchstpreisgrenze für einen Flug zu berechnen. Es muss verboten werden, das mit KI Preise oder Löhne auf Grundlage persönlicher Daten von US-Bürgern festgelegt werden.
Delta hat inzwischen auf die Kritik reagiert und betont, dass man mit KI manuelle Prozesse eliminieren und Analysen sowie Anpassungen beschleunigen wolle. Jeder würde in allen Vertriebskanälen die gleichen Tarife und Angebote sehen. Personalisierte KI-Daten werden nicht eingesetzt. Doch Delta ist nicht die einzige Fluggesellschaft, die KI einsetzt. Vorerst nur Airlines aus Nord- und Südamerika (Azul, Atlantic, Viva Aerobus, Westjet) arbeiten mit den gleichen KI-Tools wie Delta.
(thy)
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