Castel del Monte in Italien: Warum die Burg weltweit einzigartig ist

Wer in Apulien unterwegs ist und nahe der Gemeinde Andria vorbeikommt, kann sie nicht übersehen: Hoch über dem von Wald und Feldern durchzogenen Gebiet thront eine Burg mit wirklich sonderbarem Antlitz: Castel del Monte.
Die achteckige Bauweise ist beim Thema Burgen weltweit einzigartig, nicht umsonst steht Castel del Monte in Italien auch auf der Unesco-Liste des Weltkulturerbes. Erbaut wurde die Burg im 13. Jahrhundert von Stauferkaiser Friedrich II., der zur damaligen Zeit Herrscher über das Heilige Römische Reich sowie Sizilien war. Er ließ die Burg auf einem Hügel etwa 540 Meter über dem Meeresspiegel in der apulischen Murge-Hochebene errichten.
Die Architektur von Castel del Monte ist eine Mischung aus verschiedensten Einflüssen: Es finden sich Merkmale der Antike wieder, aber auch welche aus Nordeuropa oder dem Islam. Der Grundriss ist geometrisch angelegt und besteht aus einem Achteck. Dieses ist 25 Meter hoch und an jeder Ecke gibt es einen Turm, diese sind noch mal jeweils einen Meter höher.

Warum die Burg so außergewöhnlich gebaut wurde, darüber konnten sich Expertinnen und Experten bislang nicht einig werden. Es gibt Theorien darüber, dass es sich um ein Jagdschloss handelt. Es könnte aber auch zur Aufbewahrung eines Staatsschatzes gedient haben.
In den Dreißigern bis Fünfzigern wurde Castel del Monte gern als „steinerne Krone Apuliens“ bezeichnet und man glaubte einfach an eine Machtdemonstration Friedrichs II. als Grund für die Errichtung.

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Es soll sogar der Lieblingssitz des Herrschers gewesen sein, was bei der fantastischen Aussicht wenig überrascht. Es gibt nicht viele Daten zu der Burg, und damit bleiben die Theorien recht vage. Ein Schreiben aus dem Jahr 1240 belegt jedoch, dass Friedrich II. befahl, Vorbereitungen für den Bau eines sogenannten Castrums zu treffen – die lateinische Bezeichnung für eine römische Festung samt Wall, Gräben und Heerlager.

Doch von Gräben oder gar Schießscharten fehlt jede Spur. Auch Räume für die Soldaten gibt es nicht, sodass es sich eigentlich nicht um eine Festung handeln kann. Dagegen spricht auch die Detailverliebtheit sowie die aufwendigen Verzierungen am Hauptportal und an den Fenstern.
Ebenfalls kurios: Die Wandbreiten im Innenhof sind unterschiedlich, obwohl der Grundriss ja sehr geometrisch ist. Dadurch gibt es an bestimmten Tagen andere Schattenlängen, die durch die Planung bewusst hervorgerufen worden sein könnten. Das führt manche Expertinnen und Experten zu der Theorie, dass es sich um einen Tempel des Wissens gehandelt haben könnte, in dem Gelehrte sich ganz der Wissenschaft widmen konnten.

Für den Bau des Castel del Monte wurde hauptsächlich hellgelber und grauweißer Kalkstein verwendet. Akzente wurden mit Korallen-Brekzie, einem grau-orangefarbenen Gestein, und Marmor gesetzt. Der Fußboden war früher mit bunten Mosaiken verziert, davon ist heute jedoch kaum noch etwas übrig.
Die gesamte Burg ist von einem Gangsystem durchzogen, welches Besucherinnen und Besucher heute noch nutzen können. Die Gänge wurden so angelegt, dass nicht jeder Raum ohne Weiteres erreicht werden kann. Eine Theorie besagt, dass sich der König so vor Attentaten schützen wollte: Jeder, der ihn erreichen wollte, musste erst einige andere Räume passieren, in denen man ihn auf Waffen hätte kontrollieren können.
In den Jahrhunderten hat das Castel del Monte immer wieder den Besitzer gewechselt, und trotz seiner außergewöhnlichen Architektur geriet das Gebäude zwischenzeitlich sogar nahezu in Vergessenheit. Ende des 17. Jahrhunderts wuchs das Interesse am Castel del Monte wieder und man widmete sich ersten systematischen Baubeschreibungen.
Die Beschreibungen des britischen Reiseschriftstellers Henry Swinburne weckten internationales Interesse am Castel del Monte und man begann, das Bauwerk wissenschaftlich zu betrachten. Die erste architektonische Vermessung sowie historische Dokumentation ist dem Dresdner Architekten Heinrich Wilhelm Schulz sowie Anton Hallmann aus Hannover zu verdanken.

Im 19. Jahrhundert stand das Castel del Monte jahrzehntelang leer und wurde regelmäßig geplündert. Schließlich wurde es 1876 für 25.000 Lire gekauft und um 1900 restauriert. Beschädigte Steine wurden durch Nachbildungen ersetzt und mit modernen Materialien konnte der ursprüngliche Bauzustand nachgebildet werden. Seit 1936 ist die Burg ein Nationaldenkmal Italiens und seit 1996 Unesco-Weltkulturerbe sowie auf der Rückseite der italienischen Ein-Cent-Münze abgebildet.
Eine Eintrittskarte zum Castel del Monte gibt es ab 10 Euro. Auf der Internetseite kann die Verfügbarkeit vorab gecheckt werden. Die Burg ist vom 1. April bis zum 30. September täglich zwischen 10 und 18.45 Uhr geöffnet. Letzter Einlass ist um 18 Uhr. Vom 1. Oktober bis zum 31. März schließt die Burg bereits eine Stunde früher.
Wenn du nicht mit dem Auto unterwegs bist, kannst du von Bari nach Andria mit dem Zug fahren. Dort gibt es zwischen April und November die Buslinie 6, die dich direkt zu der Burg bringt.
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