Zukünftige SPD-Chefin Bärbel Bas: Das ist über ihr Privatleben bekannt

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Zukünftige SPD-Chefin Bärbel Bas: Das ist über ihr Privatleben bekannt

Zukünftige SPD-Chefin Bärbel Bas: Das ist über ihr Privatleben bekannt

Als Bärbel Bas am 6. Mai 2025 als neue Bundesarbeitsministerin vereidigt wurde, war die politische Überraschung längst perfekt. Doch der Paukenschlag folgte wenig später: Die langjährige Bundestagspräsidentin soll auch an die Parteispitze der SPD rücken – als Nachfolgerin von Saskia Esken, die mehr oder weniger aus dem Amt gemobbt worden ist. Für viele in der Partei kommt diese Entscheidung wie ein Befreiungsschlag, für andere ist es der Versuch, mit vertrauten Gesichtern neues Vertrauen aufzubauen.

Neben Lars Klingbeil, Co-Chef, Finanzminister und Vize-Kanzler, steigt sie damit in den fünften Stock des Willy-Brandt-Hauses auf. Ende Juni soll sie auf dem Parteitag gewählt werden. Vor ihrer Zeit als Bundestagspräsidentin war sie eher eine Politikerin der zweiten Reihe, fiel im Hintergrund auf, drängelte sich aber selten in den Vordergrund. Wer ist diese Frau, die nun gleich zwei Schlüsselpositionen der Sozialdemokratie übernimmt?

Bärbel Bas: Fünf Geschwister, Mutter Hausfrau, Vater Busfahrer

Bärbel Bas ist keine typische Berufspolitikerin – und doch eine, die das System wie kaum eine andere durchdrungen hat. 1968 in Duisburg-Walsum geboren, stammt sie aus einfachen Verhältnissen. Ihr Vater war Busfahrer, die Mutter Hausfrau. Sie hat fünf Geschwister. Nach dem Hauptschulabschluss begann sie zunächst eine Ausbildung zur Bürogehilfin bei der Duisburger Verkehrsgesellschaft. Von dort aus arbeitete sie sich hoch: zur Sozialversicherungsfachangestellten, zur Krankenkassenbetriebswirtin, schließlich zur Personalmanagement-Ökonomin. Immer berufsbegleitend, immer nebenher – ein Lebenslauf, wie er in der oberen Politikriege selten geworden ist.

Der Einstieg in die Politik begann früh: Mit 20 trat sie in die SPD ein, engagierte sich bei den Jusos, war später stellvertretende Vorsitzende der SPD Duisburg. 2009 zog sie in den Bundestag ein, profilierte sich in der Gesundheitspolitik. 2021 wurde sie zur Bundestagspräsidentin gewählt – als erste Frau aus der SPD in diesem Amt. Sie leitete das Parlament durch turbulente Jahre, zwischen Pandemie, Ukrainekrieg und Ampel-Unruhen. Immer mit ruhiger Hand, selten laut, aber bestimmt – so beschreiben sie Weggefährten. Auch ihr soziales Engagement geht über Parlamentsarbeit hinaus: Die SPD-Politikerin ist Schirmherrin eines Hospizes, engagiert sich in mehreren Stiftungen – unter anderem für HIV-Infizierte und für das Holocaust-Denkmal in Berlin.

Mit dem Wechsel ins Bundesarbeitsministerium betritt Bas das exekutive Feld. Sozialpolitik ist ihr Terrain, Rentenpolitik ihr Markenzeichen. Kaum im Amt, kündigte sie an, Beamte perspektivisch in die gesetzliche Rentenversicherung einbeziehen zu wollen – ein Vorschlag, der prompt zu Unruhe im Regierungslager führte. Parallel soll sie jetzt auch die Parteiführung übernehmen, gemeinsam mit dem bisherigen Co-Vorsitzenden Lars Klingbeil. Nach dem angekündigten Rückzug von Saskia Esken wollen die Sozialdemokraten offenbar auf ein Gespann aus pragmatischer Integrität (Bas) und strategischer Kommunikationsstärke (Klingbeil) setzen. Dass Bas dem linken Flügel zugerechnet wird, macht sie für viele Parteibasis-Anhänger glaubwürdig, für andere im Parteivorstand allerdings auch schwer kontrollierbar.

Bärbel Bas: Beim Fußball lernte sie, mit Druck umzugehen

So tickt sie privat: Bärbel Bas hat immer Wert auf ihre Duisburger Heimat gelegt, lebt nach wie vor dort. Sie ist Fan des MSV Duisburg, kickte als Jugendliche, Motorradfahrerin, ist bodenständig geblieben. „Ich bin mit fünf Geschwistern aufgewachsen, da war immer was los. Da ich die Zweitälteste bin, musste ich zusammen mit meinem Bruder die Jüngeren unter Kontrolle halten. Das war ein gutes Training, sich zu behaupten und sich nicht aus der Ruhe bringen zu lassen. Zudem habe ich früher Fußball gespielt, da arbeitet man im Team und lernt, mit Druck umzugehen“, sagte Bas vor drei Jahren der Zeitschrift Bunte.

Die ehemalige Bundestagspräsidentin war mit Siegfried Ambrosius verheiratet. Ambrosius war 39 Jahre lang Geschäftsführer des SPD-Unterbezirkes Duisburg gewesen und 27 Jahre älter als Bärbel Bas. Sie verriet mal in einem Interview, dass sie von seinem Auftreten, seiner Souveränität beeindruckt gewesen war. Erst nach zehn Jahren Beziehung heirateten die beiden, aus „einem unromantischen Grund“. Ihr Mann litt an Parkinson und so wollten sie für Notsituationen vorsorgen, um das Ausstellen von Vollmachten zu vermeiden. Im September 2020 verlor sie ihren Mann, Ambrosius starb an einer Infektion. „Ich bin unfassbar traurig und werde sicher noch einige Zeit brauchen“, schrieb Bärbel Bas damals auf Facebook.

Ein Jahr nach dem Tod des Ehemanns kam das Angebot, das hohe Amt als Bundestagspräsidentin zu übernehmen. Das baute sie auf. Sie nennt es eine „Ironie des Schicksals“. Anfangs war ihr allerdings fremd, dass sie damit plötzlich ungewohnt öffentlich sichtbar wurde, sagte sie mal. Seit dem Tod ihres Mannes lebt sie allein, heißt es, ihre engsten Vertrauten bleiben im Hintergrund. Sie selbst meidet große Inszenierungen. Als ihre Hobbys nennt sie gerne: Wandern, Natur, Fitness.

Und nun ist Bärbel Bas Hoffnungsträgerin in schwierigen Zeiten. Ob sie der SPD neuen Halt geben kann, ist ungewiss. Die Partei kämpft mit miesen Umfragewerten, einem verlorenen Kanzleramt und wachsender innerer Orientierungslosigkeit. Viele in der Partei setzen auf Bas’ Nähe zur Basis und ihren Sachverstand in sozialen Fragen. Andere warnen vor Überforderung: Ministerin, Parteivorsitzende – und das alles in einer Regierung, in der sich die SPD jetzt gegen die Union behaupten muss.

Berliner-zeitung

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