Was bedeutet Trumps große Waffen-Kehrtwende für die Ukraine?

Erst zeigt sich Trump zunehmend verärgert über Putin wegen des Angriffs auf die Ukraine, nun droht er Russland mit wirtschaftlichen Folgen - sollte es nicht bald einen Deal geben. Was bedeutet das?
US-Präsident Donald Trump setzt Russlands Präsident Wladimir Putin eine Frist: Wenn es bei den Bemühungen um ein Ende des russischen Kriegs gegen die Ukraine innerhalb von 50 Tagen keinen Deal gebe, dann würden die USA hohe Zölle gegen Russlands Handelspartner erheben. Das kündigte der Republikaner bei seinem Treffen mit Nato-Generalsekretär Mark Rutte im Weißen Haus an, wo beide Waffenlieferungen für die Ukraine bestätigten.
Trump vollzieht damit einen politischen Kurswechsel in seiner Haltung zum Krieg Russlands gegen die Ukraine, der vor dreieinhalb Jahren begonnen hat.

Trump machte keine detaillierten Angaben. Er sprach von „Sekundärzöllen“, also von Zöllen gegen Russlands Handelspartner in Höhe von etwa 100 Prozent. Damit könnte die wirtschaftliche Basis des Kremls weiter geschwächt werden, indem vor allem große Abnehmer wie China und Indien stärker unter Druck gesetzt werden. Welche Länder es konkret treffen könnte, hat Trump nicht ausgeführt.
Der mit Abstand größte Handelspartner für Russland ist China. Den Zolldaten für 2024 (liegen nur bis zum Oktober vor) zufolge lag der Handel zwischen beiden Nachbarn bei 244 Milliarden Dollar. China gilt als wichtigster Unterstützer Moskaus bei dessen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Auf den weiteren Plätzen folgen Indien, die Türkei, Belarus und Kasachstan. Indien hat vor allem den Import von Öl und Gas aus Russland nach den westlichen Ölsanktionen gegen das Land gesteigert. Die Türkei gilt als Drehscheibe und Zwischenhändler im Russlandhandel - auch für Waren aus Europa.
Ja. Die USA liefern Waffen aus, die allerdings über Nato-Verbündete zu 100 Prozent bezahlt werden. Trump sagte über die Waffen: „Wir kaufen sie nicht, aber wir werden sie herstellen.“ Es geht um Luftverteidigungssysteme vom Typ Patriot.

Nato-Generalsekretär Rutte erwähnte bei dem Deal auch Raketen und Munition. Deutschland sei derzeit massiv engagiert, aber auch Länder wie Finnland, Dänemark, Schweden, Norwegen, England, die Niederlande und Kanada. „Sie alle wollen Teil davon sein - und das ist nur die erste Welle - da wird noch mehr kommen“, sagte der Niederländer. Man werde über die Nato-Strukturen den genauen Bedarf der Ukraine ermitteln, um dann mit „mit Tempo und Pragmatismus“ Pakete schnüren zu können.
Zu den Patriot-Systemen sagte Trump, es gebe ein Land, das 17 dieser Systeme habe, die für eine Verschiffung bereits seien. Man arbeite an einem Deal, um die 17 oder einen großen Teil davon nach Polen zu senden. Um welches Land es sich handelt, sagte Trump nicht.
Hoffnung - auch weil sie eine veränderte Gesinnung Trumps symbolisieren. Die Aussicht auf eine anhaltende Unterstützung für die Ukraine ist wichtig, denn sie bedeutet, dass Kiew den Abwehrkampf noch lange weiter führen kann. Diese Perspektive ist wichtig, da Putin auf einen Abnutzungskrieg setzt - unter der Prämisse, dass seine Ressourcen größer sind als die Kiews.

Vor seinem Wahlsieg hatte Trump immer wieder postuliert, er könne den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine innerhalb von 24 Stunden beenden. Ob dieser Zeitrahmen ernst gemeint war oder nicht - das Ziel, den Krieg schnell zu beenden, ist in jedem Fall zu etwas geworden, an dem sich Trump messen lassen muss.
Während unter seinem Amtsvorgänger Biden zwischen Washington und Moskau über längere Zeit weitgehend Funkstille geherrscht hatte, telefonierte Trump seit seinem Amtsantritt im Januar mindestens sechsmal mit Russlands Präsident Wladimir Putin. Die von Trump eingebrachte Idee eines bedingungslosen Waffenstillstands lehnt der Kremlchef nach wie vor ab. Kritiker werfen Trump vor, nicht genügend Druck auf Russland auszuüben.
Jetzt versucht Trump eine Art Spagat: Er hält die USA weiterhin finanziell aus neuen Waffenlieferungen heraus. Trump sagte: „Es ist nicht mein Krieg.“ Zugleich setzt er den Zoll-Hebel an: „Ich verwende den Handel für viele Dinge, aber er eignet sich hervorragend, um Kriege zu schlichten.“
Trump hat immer wieder sein gutes Verhältnis zu Putin betont - zuletzt änderte er aber seinen Ton. Vor knapp einer Woche warf er Putin vor, „Bullshit“ zu reden - und ließ eine gewisse Desillusion erkennen: „Er ist die ganze Zeit sehr nett, aber es stellt sich heraus, dass es bedeutungslos ist.“
Bereits im April forderte er Putin laut „AP“ auf, mit den Angriffen auf Kiew aufzuhören. Im Mai erklärte er in einem Social Media Beitrag, der russische Präsident sei „absolut verrückt“ geworden.
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