Umweltkampagne in Frankfurt: Fragwürdige Plakataktion in Wahlkampf-Grün

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Umweltkampagne in Frankfurt: Fragwürdige Plakataktion in Wahlkampf-Grün

Umweltkampagne in Frankfurt: Fragwürdige Plakataktion in Wahlkampf-Grün
Umweltkampagne in Frankfurt :
Fragwürdige Plakataktion in Wahlkampf-Grün
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Grün, aber nicht von den Grünen: Ein Plakat der umstrittenen Kampagne, mit der das Frankfurter Umweltdezernat den Wert der Parks hervorheben will.

Vor Wahlen stehen Verwaltung und Politiker unter Beobachtung. Die Frankfurter Umweltdezernentin hat mit einer umstrittenen Plakataktion den Flurschaden selbst angerichtet.

Es gibt Plakate, bei denen muss man zweimal hinschauen. Für diejenigen der Kampagne, mit der das Frankfurter Umweltdezernat die 350 Grünanlagen und 40 Parks als den wahren Luxus der Stadt herausstellen will, gilt das nicht unbedingt. Man wundert sich bei einem flüch­tigen Blick höchstens, dass schon Wahlkampf ist. „Mehr Grün – mehr Freiraum“ würde als Slogan jedenfalls zu den Grünen passen, ebenso wie die Aufmachung in verschiedenen Grüntönen.

Nur den abgebildeten Radfahrer mit Rauschebart und Schiebermütze, der für die 26,8 Kilometer Mainufer und 8000 Hektar Natur im Grüngürtel begeistern soll, würde die Partei sicher nicht als Motiv wählen. Dafür wirkt er viel zu sehr wie eine Karikatur des typischen Grünenwählers.

Die Kampagne „Grün=Wert“ stößt die politische Konkurrenz von Umweltdezernentin Tina Zapf-Rodriguez (Die Grünen) schon mit ihrem Erscheinungsbild darauf, Wahlkampf auf Steuerzahlerkosten zu wittern. Natürlich liegt die Farbe Grün nahe, wenn es um Bäume, Sträucher und Wiesen geht, und das zuständige Amt trägt sie selbstverständlich im Namen. Doch ein erster kritischer Blick auf die Plakatmotive hätte der Stadträtin selbst zeigen müssen: So geht es nicht.

Nicht die einzige Kampagne

Zuallererst stellt sich aber die grundsätzliche Frage, warum man den Frankfurtern ein halbes Jahr vor der Kommunalwahl erklären muss, wie gut sie es in ihren Parks haben. Für die einen ist der Hinweis eine Selbstverständlichkeit. Die anderen lassen sich davon sicher nicht abhalten, ihren Abfall dort liegenzulassen oder Mülleimer umzutreten. Es gab im Frühjahr durchaus Anlass, fehlendes Bewusstsein für den Wert der Natur zu beklagen. Aber zum Glück sind Menschen, die große Bäume wie die Platanen am Merianplatz vergiften, bisher Einzelfälle mit mutmaßlich sehr individuellen Motiven.

Die Umweltdezernentin hat es bei ihrer Arbeit oft mit Folgen von Gedankenlosigkeit und Ignoranz zu tun. Doch Verhalten lässt sich nur schwer ändern. Die Kampagne „cleanffm“ versucht es seit acht Jahren, und sie war von praktischen Aktionen wie dem Aufstellen zusätzlicher Müllei­mer begleitet. Beim „Frankfurt cleanup“ beteiligten sich zuletzt immerhin mehrere Tausend Menschen und sammelten freiwillig Abfall.

Mit den 60.000 Euro für eine fragwürdige Plakataktion hat Zapf-Rodriguez hingegen politischen Flurschaden angerichtet. Vor Wahlen stehen Politik und Verwaltung unter besonderer Beobachtung. Da bildet die seit gut einem Jahr amtierende Frankfurter Umweltdezernentin keine Ausnahme.

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