Neue Ostbeauftragte: Diese Frau übernimmt das Amt, das die CDU abschaffen wollte – wer ist sie?

Es ist gar nicht so einfach zu sagen, was die größere Überraschung war: dass Elisabeth Kaiser Ostbeauftragte in der neuen Bundesregierung werden soll oder dass es das Amt überhaupt noch gibt.
Sicher ist, dass es einiger Umbauarbeiten bedurfte, ehe Kaiser das Amt angetragen werden konnte. So musste das Büro aus dem Kanzleramt verschwinden. Wie hätte der künftige CDU-Kanzler Friedrich Merz einen Ostbeauftragten unter sich haben können, wenn doch Christdemokraten wie Philipp Amthor, Generalsekretär der CDU Mecklenburg-Vorpommern, das Amt längst abgeschafft sehen wollten? Der Ostbeauftragte habe „nur die Macht der Visitenkarte“, aber kaum etwas „zu entscheiden und zu sagen“. Thüringens Ex-Regierungschef Bodo Ramelow drückte es so aus: „Einen Grüß-August brauchen wir nicht.“ Und aus der West-SPD gab es Stimmen, die sich für einen „Beauftragten für gleiche Lebensverhältnisse“ aussprachen. Schließlich gibt es auch im Westen abgehängte Regionen.
Dennoch schien es am Ende so, als müsste das Amt in SPD-Hand, wenn es überhaupt weiterbetrieben werden sollte. Und dafür musste das Büro ins Finanzministerium wechseln, geführt vom SPD-Chef, Vizekanzler und Westdeutschen Lars Klingbeil.
Doch wer ist Elisabeth Kaiser, die 38-Jährige aus Gera in Thüringen? Seit 2017 sitzt sie im Bundestag, zuletzt war sie, öffentlich kaum wahrgenommen, Staatssekretärin im (SPD-geführten) Bauministerium.
Auf dem Portal „Wir sind der Osten“ hat Kaiser einmal Auskunft über sich gegeben. Dort berichtet sie, dass sie für ihr Studium nach Potsdam, Colchester in England und Lille in Frankreich gegangen sei. Ihre erste Stelle trat sie dann bei einer Unternehmensberatung in Berlin an, ehe sie nach Thüringen zurückkehrte und in die Politik ging. Klar, dass sie sagt, sie würde nur für ihre Heimatstadt Gera und Ostthüringen für den Bundestag kandidieren, denn: „Hier fehlte es viel zu lange an einer sozialdemokratischen Vertretung in Berlin.“ Derzeit ist sie neben Carsten Schneider eine von nur zwei SPD-Abgeordneten aus Thüringen – und nur noch eine von 13 aus dem Osten insgesamt, Olaf Scholz mit seinem Potsdamer Wahlkreis inklusive.
Ost-SPD: Nur noch 13 Abgeordnete – einer davon ist Olaf ScholzUnter diesen 13 ist Elisabeth Kaiser eine der Jüngsten. Sie versteht sich selbst als „Stimme für ostdeutsche Interessen“, will sich „endlich“ für eine Angleichung der Löhne einsetzen, ebenso für gezielte Förderprogramme und eine Priorisierung bei Infrastruktur- und Standortentscheidungen.
Im Übrigen wünsche sie sich, dass in spätestens 20 bis 30 Jahren Ost-West-Debatten überwunden sind. Und, wie sollte es anders sein, „mehr Selbstbewusstsein der Ostdeutschen und mehr Vertrauen und Optimismus in eine gute Zukunft“. Wie groß Elisabeth Kaisers eigenes Zutun dazu sein kann, werden die kommenden vier Jahre zeigen.
Berliner-zeitung