Land fordert von Rostock „Offshore-Turbo“: Was eine dänische Stadt besser macht - und wie MV 10 000 Jobs schaffen könnte

Rostock/Sassnitz. Durchschnittslöhne um 70.000 Euro im Jahr, mehr als 200 neue Firmen in zehn Jahren – das will die Landesregierung auch für Rostock. Die Hansestadt soll so etwas wie das neue Esbjerg werden. Die dänische Stadt ist nämlich Vorreiter in Sachen erneuerbare Energien und Hafenausbau.
Um neue Jobs ins Land zu holen, will auch MV den „Offshore-Turbo“ einlegen und erhöht auch den Druck auf die Rostocker Bürgerschaft: Die Hansestadt müsse „endlich Maßnahmen ergreifen“, um neue Umschlags- und Gewerbeflächen im Rostocker Seehafen auszuweisen, fordert Wirtschaftsstaatssekretär Jochen Schulte (62, SPD).
Der Maritime Koordinator der Schweriner Regierung hatte Anfang der Woche mit einer 20-köpfigen Wirtschaftsdelegation die dänische 70.000-Einwohner-Stadt an der Nordseeküste besucht.

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Esbjerg gilt als Zentrum der Offshore-Industrie: Nicht nur dänische Projekte, sondern auch neue Windparks vor Belgien, den Niederlanden und sogar Schottland werden von dort aus errichtet.

Der Offshore-Hafen Esbjerg soll Vorbild für Rostock werden.
Quelle: Solveig Thielmann/WM MV
Insgesamt fast 10.000 Jobs hängen an der Energiewende. Die Stadtkassen sind gut gefüllt. Das spüren auch die Menschen: Laut dem Karriereportal Indeed lag das Durchschnittseinkommen in Esbjerg bei 68.076 EUR brutto im Jahr, höher als in Kopenhagen.
Zum Vergleich: Für Rostock gibt Indeed knapp 40.000 Euro an. „Esbjerg hat vor zehn Jahren entschieden, Platz für die Energiewende zu schaffen. Diesen Weg müssen wir auch gehen“, fordert Schulte.
Nur: In MV mangelt es an Flächen. „Seit Jahren müssen wir Ansiedlungen in Rostock absagen, weil es keine ausreichenden Flächen mehr gibt“, so Schulte.
Der Hafenbetreiber Rostock Port will insgesamt rund 375 Hektar neue Flächen für Umschlag und Industrieansiedlungen schaffen – unter anderem für Wasserstofffabriken. Doch dagegen gibt es Widerstand. Unter anderem, weil die Oldendorfer Tannen und auch das Moor am Peezer Bach versiegelt werden sollen.

Jochen Schulte (SPD) ist Staatssekretär und Maritimer Koordinator der Landesregierung.
Quelle: CORNELIUS KETTLER
„Wir müssen bereit sein, neue Spielräume auszuloten. Ohne zusätzliche gut erschlossene Flächen in Rostock und Sassnitz/Mukran werden die großen Projekte an uns vorbeiziehen“, so Schulte.
Vor allem die Rostocker Grünen machen seit Jahren mit Blick auf die Umweltauswirkungen Front gegen die Hafenerweiterung. Schulte: „Die Politik in der Hansestadt muss sich bekennen. Für das Land jedenfalls ist klar, dass wir mehr Wertschöpfung, mehr Jobs, höhere Einkommen wollen – und das mit der Energiewende.“

Oberbürgermeisterin Eva-Maria Kröger (Linke): Die Bürgerschaft soll Farbe bekennen.
Quelle: Bernd Wüstneck/dpa
„Ich gebe Staatssekretär Schulte recht und werbe in Rostock für politische Unterstützung“, so Oberbürgermeisterin Eva-Maria Kröger (43, Linke).
Sie hofft, dass noch in diesem Jahr eine Vorentscheidung für neue Flächen fallen könnte: Ende 2025 will der Planungsverband für die Hansestadt und den Landkreis Rostock den neuen Raumentwicklungsplan vorlegen. In den ersten Entwürfen ist die Hafenerweiterung fest eingeplant. Kröger: „Dann müssen auch alle Fraktionen der Bürgerschaft Farbe bekennen.“
rnd