Kabelbrände | Ermittlungen gegen »Angry Birds«
Nach den mutmaßlichen Brandanschlägen auf Signalkabel der Deutschen Bahn in Nordrhein-Westfalen und in Sachsen-Anhalt laufen die Ermittlungen zu den Täter*innen. Vieles spreche dafür, dass ein Bekennerschreiben echt sei, das nach der Sabotage in Düsseldorf am Donnerstag auf der linken Internetplattform »Indymedia« veröffentlicht worden war, sagte ein Polizeisprecher der Deutschen Presse-Agentur.
Ob es einen Zusammenhang gibt zwischen den Taten in Düsseldorf und dem am Freitagabend ebenfalls mutmaßlich vorsätzlich gelegten Kabelbrand an einer Güterverkehrsstrecke im sachsen-anhaltischen Hohenmölsen, ist offenbar unklar. Die Polizei im Burgenlandkreis ermittle in alle Richtungen, sagte ein Sprecher der Polizeiinspektion Halle. Es habe sich auch noch niemand dazu bekannt.
Anders als auf der dortigen Nebenstrecke für Kohle-Transporte waren die Auswirkungen der Kabelbrände im Transitland Nordrhein-Westfalen enorm. Hunderte Züge im Fern- und Regionalverkehr waren betroffen. Nach aufwendigen Reparaturarbeiten an fünf Kabeln auf einer Gesamtlänge von rund 100 Metern hatte die Bahn die hochfrequentierte Strecke Duisburg–Düsseldorf erst am frühen Samstagmorgen wieder freigegeben und den Schienenersatzverkehr eingestellt.
In beiden Bundesländern ermittelt nun der Staatsschutz. Das veröffentlichte Bekennerschreiben wurde von einem »Kommando Angry Birds« unterschrieben. Ein solches »Kommando« hatte sich bereits 2023 und 2024 sowie im Januar dieses Jahres zur Sabotage von Bahnanlagen und Funkmasten bekannt. In der aktuellen Erklärung wird eine »Versöhnung der Seiten« abgelehnt und stattdessen die »vollständige Zerschlagung des technologisch-industriellen Systems« gefordert.
Im Wesentlichen besteht die Erklärung aber aus einem längeren Zitat des Theoretikers der Französischen Revolution, Emmanuel Sieyès, wonach die Natur alles besitze, was für ein gutes Leben nötig sei, aber durch das industrielle System gefesselt und unterdrückt werde. Dabei handelt es sich um eine Adaption, die Sieyès’ Rhetorik zwar übernimmt – statt über die Natur hatte der Staatsmann aber über den Dritten Stand, mithin das Bürgertum geschrieben.
Betitelt ist die Selbstbezichtigung auf »Indymedia« mit den Worten »Switch off the system of destruction« (»Das zerstörerische System abschalten«) und könnte damit auf einen linksradikalen Blog anspielen, der unter dem Namen »Switch off« ähnliche Anschläge in Deutschland und Nachbarländern ausführt. Möglich ist, dass das »Kommando Angry Birds« aus verschiedenen Gruppen besteht. Es sei »als linksextremistische Mitmach-Kampagne« bekannt, erklärte auch NRW-Innenminister Herbert Reul nach den jüngsten Vorfällen. Die Täter*innen wollten Deutschland »in eine vorindustrielle Zeit zurückbomben«, sagte der CDU-Politiker.
Die »Taz« schreibt, die Aktionen seien auch innerhalb der linken Szene umstritten, da sie schwer zu vermitteln seien. Allerdings ist eine solche Kritik an den »Angry Birds« bislang nicht offen geäußert worden. Auf »Indymedia« hat es zu der Selbstbezichtigung Kommentare von Unbekannten gegeben, diese wurden jedoch von einer Moderation gelöscht. »Was ihr hier sicher nicht posten könnt: Wünsche, die Verantwortlichen für die Aktion mögen im Knast landen«, heißt es dort. Mit Agenturen
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