Atombombenabwurf | 80 Jahre nach Hiroshima: Geschichten des Überlebens
Herr Tadashi Okamoto ist 81 Jahre alt und ein schlanker, zierlicher Mann mit kurzen grauen Haaren, einer Hornbrille, und heute trägt er ein Sakko. Mitgebracht hat er einen kleinen Stapel Plastikfolien, darin fotokopierte Schwarz-Weiß-Bilder. Eines davon zeigt die Ruinen von Hiroshima nach dem Abwurf der Atombombe am 6. August 1945 durch das amerikanische Bombenflugzeug »Enola Gay«, ein B-29-»Superfortress«-Bomber.
Um 8.15 Uhr wird die Bombe in 9500 Metern Höhe ausgeklinkt. Während das Flugzeug mit seiner zwölfköpfigen Besatzung abdreht, explodiert Sekunden später die erste Atombombe der Geschichte, die als Massenvernichtungswaffe eingesetzt wurde. Die Detonation ereignet sich in rund 600 Metern Höhe über der Stadt und tötet durch ihre Druckwelle und die Hitzestrahlung sofort etwa 70 000 Menschen: Kinder und Greise, Männer und Frauen, Japaner und koreanische Kriegsgefangene, Patienten in den Krankenhäusern.
Tadashi Okamoto ist einer der Überlebenden dieses atomaren Infernos. Das kopierte Foto zeigt die Innenstadt von Hiroshima, erkennbar an den beiden Flussarmen des Hon-Kawa-Flusses. Die dortige Aioi-Brücke war das ursprünglich anvisierte Ziel, doch die Bombe explodierte 300 Meter weiter südöstlich, direkt über einem Krankenhaus. Okamoto hat auf dem Foto das Epizentrum der Explosion mit einem roten Punkt markiert. Ein blauer Punkt in einiger Entfernung zeigt den Wohnort seiner Familie zur damaligen Zeit. Er lag im Nordwesten. »Wir waren 1,4 Kilometer vom Ort der Explosion entfernt«, erzählt der 81-Jährige. Das war ihr Glück. Denn innerhalb eines Radius von 500 Metern überlebte niemand. Angesichts einer Hitzeentwicklung von bis zu 4000 Grad Celsius verdampfte alles Leben oder wurde durch die Druckwelle getötet.
Ein Café als VersammlungsortIch treffe Herrn Okamoto im Social-Book-Café in Hiroshima. Es befindet sich im ersten Stock eines unscheinbaren grauen Gebäudes, nur zwei Flussverzweigungen vom Zentrum der Explosion entfernt. Das Café will ein Versammlungsort für Menschen sein, die über ihre Gefühle sprechen möchten, wenn sie den »Friedenspark« besucht haben, der sich drüben, auf der anderen Seite der Brücke befindet. Im Friedenspark stehen das Hiroshima-Friedensmuseum, das Denkmal für getötete Kinder mit den Kranichen aus gefaltetem Papier, die Gedenkhalle für die Atombombenopfer und die brennende Flamme als Mahnmal, die erst erlöschen soll, wenn alle Atombomben gebannt sind. Der Park befindet sich an der Stelle des alten Viertels, das hier vor der Explosion existierte.
Doch zurück zum Café. An der ruhigen Seitenstraße verweist unten vor dem Hauseingang eine Tafel auf die Lokalität im ersten Stock. Gaststätten und Restaurants befinden sich in Japan oft in den oberen Stockwerken. Wer schließlich oben die Türe öffnet, betritt einen großen Raum mit einer langen Fensterfront, durch die das Licht hereinfällt. Die Atmosphäre ist freundlich, Tische und Stühle aus hellem Holz. Ringsherum finden sich Bücherregale, die meisten der Bücher sind zum Lesen da, einige wenige kann man auch kaufen.
Das Café ist ein Treffpunkt und dient dem Nachrichtenaustausch. Flyer und Broschüren verweisen auf verschiedene Angebote. Die inhaltliche Bandbreite reicht vom »Vegetarischen Führer durch Hiroshima« über das »Festival des peruanischen Films« bis hin zu einer Ausstellung im städtischen Kunstmuseum mit dem Titel »Finnischer Geist: Die Sauna«. Einer der Flyer informiert über Minamata, eine Stadt auf der südlichen Hauptinsel Kyushu, die in den 1960er Jahren wegen eines Umweltskandals bekannt wurde, als die dort ansässige Chemiefabrik Quecksilber im Meer entsorgte. Folge waren Missbildungen bei Babys. Die Betroffenen kämpften jahrelang um Entschädigungen.
Weltreise für den FriedenIm Café gibt es auch eine Kleinigkeit zu essen. Hinter dem Tresen steht Mayu Seto und bereitet die Speisen zu. Die 33-Jährige hat ein freundliches Wesen und lacht gerne. Sie hat in Tokio Geschichte studiert und spricht gut Englisch.
Das Café wurde vor acht Jahren von Erika Abiko gegründet. Ich treffe sie am Nachmittag und frage, ob ihr Vorname etwas mit Deutschland zu tun hat. »Nein«, antwortet sie, »meine Eltern haben mich nach der Blume benannt«. Erika kommt ebenso wie Mayu aus der japanischen Friedensbewegung. Beide haben sich während ihres Engagements auf dem »Peace Boat« kennengelernt. Die ungewöhnliche Organisation mit diesem Namen schreibt auf ihrer englischsprachigen Website, dass es sich um »eine in Japan ansässige internationale NGO« handele, »die sich für die Förderung von Frieden, Menschenrechten und Nachhaltigkeit einsetzt«: »Unter der Leitung der UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung bieten Peace Boat’s Global Voyages ein einzigartiges Programm von Aktivitäten, das sich auf erfahrungsorientiertes Lernen und interkulturelle Kommunikation konzentriert.« Mit über 35 Jahren Erfahrung habe man rund 70 Reisen um die Welt organisiert und mehr als 200 Häfen in 80 Ländern besucht.
Die Institution organisiert also Weltreisen mit einem Kreuzfahrschiff. Dreimal im Jahr geht es jeweils drei Monate auf große Fahrt. Dabei besuchen mehr als 1000 Teilnehmer bis zu 20 Länder. »Peace Boat führt verschiedene Projekte und Kampagnen (…) durch. In Zusammenarbeit mit Partnerorganisationen und Einzelpersonen in Japan, Nordostasien und auf der ganzen Welt nutzt Peace Boat lokale Basisaktivitäten, internationale Konferenzen, globale Netzwerke und Medien sowie sein Schiff, um das Bewusstsein für soziopolitische, wirtschaftliche und ökologische Themen zu schärfen«, so heißt es auf der Website weiter. An den Fahrten kann man entweder als zahlender Gast oder als Freiwilliger teilnehmen. Sowohl Mayu als auch Erika haben als Mitarbeiter an solchen Weltreisen teilgenommen und betonen das ernsthafte Anliegen der Missionen.
Schwierige ThemenWarum hat Erika das Café gegründet? Es gebe in Japan eine gewisse Scheu, im Freundeskreis oder in der Familie über politische Themen zu sprechen, erklärt sie. Die Kommunikationskultur des Landes ist eher auf Konsens denn auf Konfrontation gerichtet. Auch in der Schule würden heiße Eisen eher nicht angepackt. Deshalb meint Erika: »Es ist wichtig, dass wir einen Platz haben, wo wir Themen besprechen können.« Deshalb habe sie vor acht Jahren das Café eröffnet – mithilfe von Geld, das bei einer Crowdfunding-Kampagne zusammengekommen ist.
Politisiert beziehungsweise für den Frieden sensibilisiert wurde sie schon in der Schulzeit, als sie im Fernsehen sah, wie eine palästinensische Familie von der israelischen Armee getötet wurde. Mit 24 Jahren begann sie für Peace Boat zu arbeiten und lernte auf einer Reise einen Mann aus dem Gazastreifen kennen. Es ist die Passivität der Menschen, die das Weiterbestehen derartiger sozialer Zustände ermöglicht, war ihre Erkenntnis. Sie engagierte sich schließlich in der Antikriegsbewegung und schloss sich auch der »Internationalen Kampagne für das Verbot von Nuklearwaffen« an.
Im Café finden nahezu täglich Veranstaltungen statt. Im Mai dieses Jahres wurde zum Beispiel der Film »Silent Fall out« über die Folgen von Atomtests gezeigt. Außerdem lesen Schriftsteller aus ihren Büchern oder man diskutiert aktuelle Fragen wie die Situation in Gaza. Und an drei Terminen im Monat erzählen sogenannte Hibakusha ihre Geschichte – das sind Menschen, die die Atombombenexplosion überlebt haben. Der Begriff Hibakusha setzt sich aus den Wörtern für Leiden, Bombe und Mensch zusammen. Rund 50 000 dieser Überlebenden gibt es in Hiroshima, in Nagasaki sind es 25 000. Ihr Durchschnittsalter beträgt 84 Jahre, und natürlich wird ihre Zahl jedes Jahr geringer. Erika sagt: »Geschichte darf nicht nur in den Geschichtsbüchern stehen, es ist wichtig, unmittelbar von den Leuten zu lernen.«
Deshalb ist Tadashi Okamoto heute hier im Café und erzählt seine Geschichte. Im Nordwesten der Stadt lebte er vor 80 Jahren mit seiner damals 25-jährigen Mutter, dem 27-jährigen Vater und einem 19-jährigen Onkel zusammen in einem Haus. Am Tag, als die Bombe fiel, arbeitete der Vater weit unten im Süden, auf der anderen Seite des Berges. Der Onkel wiederum arbeitete im Norden, weit entfernt vom Stadtzentrum. Als die Bombe explodierte, hielt sich Tadashi zusammen mit seiner Mutter im Haus auf, das über ihnen zusammenkrachte. »Wir haben aber unter den Trümmern überlebt«, so seine Erzählung. Er selbst wird am Arm durch Holzsplitter verletzt. Nach drei Tagen macht sich die Familie auf und sucht Zuflucht auf dem Land.
Tadashi Okamoto war ein Jahr alt, als die Bombe fiel. Eine eigene Erinnerung daran hat er nicht – was er weiß, weiß er aus den Erzählungen seiner Mutter. In den 60er Jahren wurde er als Überlebender anerkannt; die japanische Regierung gewährte Unterstützung für diese Gruppe. Viele litten jahrzehntelang an den Spätfolgen der Radioaktivität. Von 2013 an begann Okamoto seine Geschichte zu erzählen. Er ist in der »Hiroshima Peace Frontier« engagiert, geht als Referent in Schulen, macht Führungen – auch im Friedensmuseum.
Sechs ÜberlebendeDie Erinnerungen von Erwachsenen an die Atombombe hatte 1946, ein knappes Jahr nach dem Abwurf, der amerikanische Journalist und Schriftsteller John Hersey, aufgezeichnet. Der damals 32-Jährige, der sich als Kriegskorrespondent einen Namen gemacht hatte, war vom Magazin »The New Yorker« beauftragt worden, über die Auswirkungen des Bombenabwurfs auf Hiroshima zu berichten. Die US-Regierung hatte bis dahin nur wenige detaillierte Informationen über das Geschehen veröffentlicht.
Hersey, der gerade in China als Reporter unterwegs war, reiste nach Japan und führte dort vier Wochen lang intensive Interviews mit sechs Überlebenden. Daraus entstand die Geschichte »Hiroshima« für »The New Yorker« – ursprünglich als Vierteiler geplant – und später das gleichnamige Buch. Darin schildert er das Schicksal von sechs Menschen zum Zeitpunkt der Atombombenexplosion über dem Stadtzentrum am Montagmorgen um 8.15 Uhr.
Zu diesen Menschen gehört Kiyoshi Tanimoto – ein methodistischer Pastor, der gerade dabei war, einen Handkarren in der westlichen Vorstadt abzuladen. Der Pastor wollte damit Dinge vor dem erwarteten schweren Luftangriff von B-29-Bombern in Sicherheit bringen. Da ist außerdem Hatsuyo Nakamura – eine verwitwete Näherin, die gerade am Fenster ihrer Küche stand und zusah, wie der Nachbar sein Haus niederreißen musste, weil es einer geplanten Feuerlinie zum Luftschutz im Weg war. Zur gleichen Zeit las Masakazu Fujii – ein wohlhabender Arzt – in seinem Privatsanatorium die in Osaka erscheinende Zeitung »Asahi«. Toshiko Sasaki wiederum – eine junge Büroangestellte der Ostasiatischen Zinnwerke – nahm auf ihrem Bürostuhl im Fabrikkontor Platz. Pater Wilhelm Kleinsorge von der deutschen Jesuitenmission in Hiroshima lag im obersten Stockwerk des dreistöckigen Missionshauses auf seinem Feldbett und las die Zeitschrift »Stimmen der Zeit«. Der junge Chirurg Terufumi Sasaki vom Rot-Kreuz-Spital ging gerade mit einer Blutprobe den Korridor entlang.
Dann kam das gewaltige grelle Licht über die Stadt. Pater Kleinsorge erinnerte sich nur an einen furchtbaren Blitz, dann verlor er das Bewusstsein. Als er wieder zu sich kam, lag er im Gemüsegarten der Mission, auf seiner linken Seite blutete er aus kleinen Schnittwunden. Bis auf das Missionshaus waren alle Gebäude eingestürzt. Den Moment der Explosion schilderten die überlebenden Patres nach anderen Quellen so: »Dann fiel alles über mir zusammen. Es wurde ganz dunkel, alles voller Staub, ich dachte, nun sei es aus mit mir«, so der Pater Hubert Cieslik. Sein nächster Gedanke: »Jetzt werde ich wissen, wie es wirklich im Himmel ist.« Und ein weiterer Pater, Hugo Lassalle: »Allmählich setzte sich der Staub, und es wurde wieder hell im Zimmer. Die Fenster und die Wände waren kaputt. Ich war nicht umgefallen, aber ich dachte, dass ich bald tot sein werde.«
Die Mission der Jesuiten war 1936 eingerichtet, das ursprüngliche Holzhaus schließlich durch einen Steinbau ersetzt worden. Dieses Detail wurde im Moment der Explosion wichtig. Hiroshima bestand zu dieser Zeit vor allem aus Holzhäusern, die durch die Druckwelle der Bombe hinweggefegt wurden. Im Zentrum blieben nur die Ruinen der Gebäude aus Stein übrig, darunter die 1915 erbaute Stadthalle, deren Ruine heute als Wahrzeichen der Stadt gilt. Die Steinmauern des Missionsgebäudes retteten den Jesuiten-Patres das Leben.
Die sechs Menschen im Bericht von Hersey wundern sich später, warum sie überlebten, wo doch Abertausende sofort starben. Hersey erzählte ihr Schicksal mit einer Mischung aus journalistischer Präzision und literarischer Erzählkraft. Ein dokumentarischer Stil ohne explizite Anklage: »In dem ehemaligen Personalbüro der Ostasiatischen Zinnwerke lag Fräulein Sasaki bewusstlos unter dem kolossalen Haufen von Büchern, Gips, Holz und verrostetem Eisen. Drei Stunden lang war sie – nach ihrer späteren Schätzung – vollkommen abwesend. Ihre erste Empfindung war ein furchtbarer Schmerz im linken Bein.«
Die Reportage erregte bei ihrem Erscheinen am 31. August 1946 in den USA und Europa großes Aufsehen, in Japan erschien erst drei Jahre später eine japanische Übersetzung – die US-Besatzungsbehörden fürchteten, das Buch könne eine antiamerikanische Stimmung schüren.
Bäume als FriedenssymbolNeben den Hibakusha gibt es noch weitere Überlebende der Atombombe: Bäume. Nach Angaben der Organisation »Green Legacy Hiroshima Initiative« überstanden etwa 170 Bäume in einem Umkreis von zwei Kilometern um das Hypozentrum die nukleare Vernichtung. Darunter Ginkgos, Kurogane-Eichen, Japanische Wollmispeln und Weiden. Diese Bäume, einst unscheinbare Gewächse in Tempelanlagen, Parks und Gärten, wurden zu Symbolen der Widerstandsfähigkeit. Ihre verkohlten Stämme trieben schon im folgenden Frühjahr neue Zweige aus – ein biologisches Wunder, das den Überlebenden Hoffnung gab.
Ich mache mich in der Stadt auf die Suche nach einigen dieser Bäume. Fündig werde ich im Eingangsbereich der wiederaufgebauten Burg von Hiroshima. Hier steht ein Eukalyptus-Baum, etwa 740 Meter vom Zentrum der Bombenexplosion entfernt. Er sieht etwas mitgenommen aus. Wenige Schritte entfernt steht eine Weide, auch sie hat die Bombe überlebt, ihre Zweige werden durch Gerüste gestützt. Überlebende Bäume finden sich auch in der Nähe des Friedensmuseums und des Shirakamisha-Schreins im Naka-Viertel.
Warum überlebten manche Bäume? Wissenschaftler der Hiroshima University untersuchten das Phänomen und fanden mehrere Gründe. Von Vorteil waren eine dicke Rinde und tiefe Wurzeln: Bäume wie der Ginkgo besitzen eine robuste Borke, die das empfindliche Innenholz vor Hitze schützte. Ihre Wurzeln lagen tief genug, um nicht zu verkohlen. Einige Baumarten, darunter die Kurogane-Eiche, weisen eine große Regenerationsfähigkeit auf und können selbst aus stark beschädigtem Gewebe neu austreiben. Manche hatten einfach Glück wegen ihres Standortes: Bäume hinter Hügeln oder Gebäuden waren teilweise vor der direkten Druckwelle geschützt.
Heute sind die »Hibaku Jumoku« (Atombomben-betroffene Bäume) Teil des kollektiven Gedächtnisses. Sie stehen in Schulhöfen, Tempelgärten und Parkanlagen, oft mit kleinen Schildern, die ihre Geschichte erzählen. Doch ihre Bedeutung geht über Hiroshima hinaus: Samen der Hibaku Jumoku versendet die »Green Legacy Hiroshima Initiative« seit 2008 in über 30 Länder – auch nach Deutschland. Die Samen sind Botschafter gegen nukleare Zerstörung und werden als Abrüstungsappell verstanden: Jeder daraus wachsende Baum soll ein lebendiges »Nie wieder!« sein. Die Pflege der überlebenden Bäume in Hiroshima liegt in den Händen von Freiwilligen, Stadtgärtnern und buddhistischen Mönchen. Friedensorganisationen dokumentieren jeden Baum, messen Strahlenwerte, kämpfen auch gegen Bauspekulanten. Denn auch heute, fast 80 Jahre später, sind die Bäume bedroht – nicht durch Bomben, sondern durch Beton und Vergessen.
Im Social-Book-Café hat Tadashi Okamoto derweil seine Erzählung beendet. Nun will er wissen, wie es in Deutschland mit der Friedensbewegung aussieht. Ich erzähle ihm, dass die Situation teilweise sehr verworren ist, dass sich ehemalige Friedensbewegte in Militärbefürworter gewandelt hätten und zu Panzerfreunden geworden seien. Und dass in Europa massiv aufgerüstet werde. »Ja«, pflichtet er bei, »es ist eine Krise.« Viele Menschen seien ja dafür, Atomwaffen zu verbieten, aber die japanische Regierung tue nichts dafür. Stattdessen werde auch in Japan mehr Geld in die Rüstung gesteckt und zusammen mit den USA die Kriegstrommel gegen China geschlagen.
Dann packt Herr Okamoto seine Sachen zusammen und macht sich auf den Nachhauseweg. Aber er wird wiederkommen und erneut seine Geschichte des Überlebens erzählen.
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