SF1OG: So möchte das junge Berliner Mode-Label durch Vergangenes die Zukunft verändern

Ein Titel mit Studio oder Atelier im Namen habe sie zu unauthentisch gefunden, schließlich habe sie die Marke in ihrer kleinen 30-Quadratmeter-Wohnung gestartet. 2022 schaffte sie den Durchbruch und hat mittlerweile natürlich auch ein Studio: Im Rahmen der Berlin Fashion Week gewann die Designerin im selben Jahr den Studio2Retail-Preis für innovative Event-Formate, den man heute unter dem Namen Berlin Contemporary kennt, und stellte mit dem Preisgeld ihre erste Runway Show auf die Beine. "Es war alles superklein, spontan, und keiner wusste, was passiert. Wir waren nur zu zweit! Aber deswegen war es umso toller, als es ein großer Erfolg wurde", so Brand Manager Jacob Langemeyer.
Mittlerweile ist die Marke nicht mehr von der Berlin Fashion Week wegzudenken. Mit ihren avantgardistischen Kollektionen begeistert SF1OG alle – besonders aber junge Mode-Fans. Auf ihren Runway-Shows findet sich nicht nur das mitunter jüngste Publikum, sondern auch das zeitgeistigste Berlins. Und das hat einen Grund: Bei ihren Kollektionen und Shows setzt die Marke auf Referenzen aus der Vergangenheit und erschafft damit einzigartige und detailverliebte Produkte nicht nur für die Gegenwart, sondern auch für die Zukunft. Der Hauptprotagonist bei all ihren Kreationen: die Nostalgie.
Durch Vergangenheit die Zukunft beeinflussen: So gelingt die emotionale Mode von SF1OG"Ich lasse mich für jede neue Kollektion von einem vergangenen, emotionalen Thema inspirieren. Das kann ein familiäres oder ein geschichtliches Event sein, wie beispielsweise die Migrationsgeschichte einer Familie oder die eigene Schulzeit", erklärt Rosa Marga Dahl. Auf jeden Fall müsse es ein Thema sein, das nicht nur sie selbst berührt, sondern auch viele andere. Bei ihrer Inspiration handle es sich um Emotionen aus ihrer eigenen Generation, aber auch den Generationen davor. Jede:r solle zu den Designs eine Verbindung aufbauen können. Dazu suche sie Erinnerungsstücke wie alte Zeitungsartikel, Fotos oder historische Gegenstände und nutze diese, um ihr Thema zu untermauern.
SF1OG, Herbst/Winter 2025.
SF1OG, Herbst/Winter 2025.
SF1OG, Herbst/Winter 2025.
SF1OG, Herbst/Winter 2025.
Neben der Themenfindung sei die Materialbeschaffung, im Modeslang Material Sourcing genannt, der nächste wichtigste Punkt für sie beim Erschaffen einer Kollektion. "Wir arbeiten vorwiegend mit antiken Stoffen und Deadstock-Materialien, also Materialien, die während der Produktion von Kleidung übrig geblieben sind. Die müssen erst gesucht werden, denn die inspirieren mich dann erst zum Design", sagt die Modeschöpferin. Stoffe wie gebrauchtes Leder, jahrhundertealtes Leinen und hundertprozentige Baumwolle lassen sich in allen Kollektionen wiederfinden. Hinzu kommen historische Schnitte und antike Elemente wie Korsetts, Vintage-Hemden, historisch inspirierte Unterwäsche oder Rüstungskleidung, die der jeweiligen Epoche der Kollektionen entsprechen und ihren nostalgischen Charakter unterstreichen.
Nachhaltigkeit und Innovation vereint mit träumerischen DetailsBei der Frühjahr/Sommer-2024-Kollektion beispielsweise gestaltete Dahl Entwürfe, die verschiedene Epochen des Reitsports darstellten. Darunter ist ein drapiertes Kleid aus alten Leinenhemden, die von Bauern um 1900 getragen wurden. Neben Reitröcken und -jacken stehen hier, wie bei allen Kollektionen, die Accessoires wie antike Holzpferde und aktuelles Reitzubehör wie Gerten im Fokus. Zu den historischen Elementen werden moderne Pieces wie weite Cargohosen, zarte Spitzenröcke, robuste Lederjacken oder Bikini-Oberteile kombiniert, es dominieren gedeckte Farben wie Weiß, Schwarz und Beige. Außerdem sind die Kleidungsstücke genderless. Der gleichberechtigte Gedanke trägt das ganze Team. Die Kollektion hat etwas Träumerisches, wirkt fast wie aus einer anderen Welt und doch durch die persönlichen Referenzen und Kombinationen mit modernen Modetrends nahbar.
vogue