Officecore: So erfindet sich der Trend im Frühjahr 2025 neu

Bella Hadid für Saint Laurent, Herbst/Winter 2025/26
Typische Elemente der Stilbewegung sind Bleistiftröcke, Blazer, Blusen und Cardigans oder Pullunder. Nadelstreifen-, Karo- oder Rautenmuster sind vermehrt zu sehen, Materialien wie Tweed, Seide und Kaschmir angesagt, an die Füße kommen Loafer oder Kitten Heels, unter den Arm eine Aktentasche. Trotz der formellen Anleihen lebt der Trend von bewussten Stilbrüchen: Mesh-Shirts, Oversized-Schnitte, auffällige Accessoires oder Sneaker sorgen für ein spielerisches Element, das die Strenge der Büro-Ästhetik auflockert. Innerhalb des Officecore-Trends spielen verschiedene Stereotype eine Rolle. Ein besonders populäres Motiv ist die "Office Siren", inspiriert von der klischeereichen Vorstellung der Sekretärin oder Bibliothekarin, die zwischen Zurückhaltung und subtiler Verführung changiert und für das Spannungsfeld zwischen Seriosität und femininer Eleganz steht. Daneben stehen zahlreiche Looks, in denen sich Frauen eigentlich männlicher besetzter Kleidungsstücke bedienen und sich etwa in Anzügen in Übergröße, strengen Hemden und flachen Schuhen zeigen.
Officecore: So ist der Look populär gewordenEin weiterer Bezugspunkt sind ikonische Büro-Looks aus Film und Fernsehen. Weniger geht es dabei allerdings etwa um die bewusst unglamouröse Sitcom "The Office" – wenn auch klobige Sneaker der Hauptfigur Michael Scott mittlerweile als "Ugly Sneaker" wieder cool sind – als um Serien, die High-Performer in den Fokus nehmen. Vorne dabei als Modevorbild ist etwa Meghan Markle als Rachel mit ihren eng anliegenden Rock-und-Bluse-Kombinationen in der Anwaltsserie Suits (passender könnte der auf den Dresscode verweisende Name nun nicht sein). Damit fügt sich der Officecore-Trend auch nahtlos in die größere Strömung des "Quiet Luxury" ein, die auf zurückhaltende, unaufgeregte Eleganz setzt.
Krawatten-Look von Zendaya
Drew Barrymore in Anzug und Krawatte
Insgesamt ist die Ästhetik des Officecore-Trends eng mit der Codierung von Fleiß verbunden. Die Looks vermitteln Seriosität, Pflichtbewusstsein und ein professionelles Auftreten. Wer sich für Anzughose statt Baggy-Jeans oder Kaschmirpullunder statt Sweatshirt entscheidet, signalisiert eine bewusste Abkehr von Freizeitmode und setzt auf eine betont arbeitsorientierte Stilrichtung. In sozialen Netzwerken findet diese Mode besonders viel Anklang. Immer mehr Videos zeigen Frauen, die in "Corporate Jobs" arbeiten und ihre Business-Looks präsentieren. Deren Outfits sind nicht nur Ausdruck von Modebewusstsein, sondern auch eine visuelle Darstellung ihrer beruflichen Leistung. Kleidung wird zur Performance eines High-Performance-Lifestyles.
Officecore ist mehr als nur ein Büro-LookGerade für junge Menschen birgt dieser Trend eine besondere Bedeutung. Insbesondere der Generation Z wird oft nachgesagt, wenig ehrgeizig und sogar arbeitsunwillig zu sein. Die Aneignung von Kleidung aus der Arbeitswelt bildet zumindest modisch eine Gegenbewegung. Indem sich die Gen Z an formeller Kleidung bedient, inszeniert sie sich als ambitioniert – gleichzeitig wird die Mode locker kombiniert und in den Alltag geholt. Mit dem Officecore geht es nämlich eben nicht um tatsächliche Büro-Looks, die auf dem Weg in die Versicherung, die Großkanzlei wie bei Suits oder die Sales-Abteilung einer Paper Company wie bei The Office getragen werden, sondern um ein modisches Spiel. Vielleicht braucht es die Abkehr von physischen Raum des Büros, um eine Fantasie aus den entsprechenden Looks zu spinnen und Hemd-Hose-Kombinationen in einen neuen Kontext zu setzen: In Zeiten, in denen sich das Arbeiten gesellschaftlich immer stärker verändert, wird die Büro-Ästhetik zur stilistischen Projektionsfläche.
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