Met Gala: Wilde Mode und extravagante Auftritte

Jeden ersten Montag im Mai verwandeln sich die Stufen des Metropolitan Museum of Art in New York in den extravagantesten Laufsteg der Modewelt. Nicht selten reiben sich Beobachter die Augen angesichts dessen was dort präsentiert wird.
Die offiziell als "Costume Institute Benefit" bezeichnete Met Gala ist nicht nur eine Parade atemberaubender Outfits, sondern eben auch eine Wohltätigkeitsveranstaltung. Die gesammelten Spenden gehen an die Modeabteilung des Museums, die sich selbst finanzieren muss. Die Gala findet zeitgleich mit der Eröffnung der jährlichen Modeausstellung des Instituts statt.

Was 1948 als bescheidenes Mitternachtsessen für die New Yorker Elite begann, hat sich seit 1995 unter der Leitung von Anna Wintour, der legendären Chefin der amerikanischen "Vogue", zu einem mit Spannung erwarteten jährlichen Ereignis entwickelt - der "größten Nacht der Mode" weltweit. Und die Karten für die Met Gala - die nur auf Einladung erhältlich sind und von Frau Wintour genehmigt werden - kosten ein Vermögen.
Das Time Magazine berichtete kürzlich, dass die Stars im letzten Jahr 75.000 US-Dollar (66.000 Euro) pro Person bezahlt haben: Ein großer Unterschied zu den 50 US-Dollar pro Kopf im Jahr 1948.
Dandyismus neu definiertJedes Jahr gibt das Thema der Met Gala den Ton an, sowohl für die Ausstellung als auch für die Kleiderwahl der prominenten Gäste. Das diesjährige Thema, ausgewählt von Andrew Bolton, dem Chefkurator des Costume Institute, lautet "Superfine: Tailoring Black Style". Es geht um die Kleidung schwarzer Männer, aber auch um die Geschichte des Rassismus in der Vergangenheit und Gegenwart.
Inspiriert von Monica L. Millers 2009 erschienenem Buch "Slaves to Fashion: Black Dandyism and the Styling of Black Diasporic Identity" erforscht die Ausstellung, wie die Mode schwarze Identitäten geprägt hat.
Miller, Professorin für Afrika-Studien am Barnard College, war auch Gastkuratorin der Ausstellung. "Dandyismus kann frivol und oberflächlich erscheinen, aber er stellt oft eine Herausforderung oder eine Überwindung sozialer und kultureller Hierarchien dar", so Miller in einer Pressemitteilung. "Er stellt Fragen zu Identität, Repräsentation und Mobilität in Bezug auf Ethnie, Klasse, Geschlecht, Sexualität und Macht. Die Ausstellung erforscht dieses Konzept sowohl als Aussage als auch als Provokation." Die diesjährige Gala ist auch erst das zweite Mal, nach "Bravehearts: Männer in Röcken" von 2003, dass die Herrenmode im Rampenlicht steht.
Jedes Jahr organisiert ein neu besetztes Team um die Vorsitzende Anna Wintour die spektakuläre Veranstaltung: In diesem Jahr sind es der Oscar-nominierter Schauspieler Colman Domingo, der Formel-1-Rennfahrer Lewis Hamilton, Rapper A$AP Rocky sowie Pharrell Williams - Sänger und Kreativchef der Männerlinie des französischen Modeunternehmens Louis Vuitton. Aber auch Frauen sind im diesjährigen Gastgeber-Team vertreten, so sind die Sängerin Janelle Monae und die nigerianische Schriftstellerin und Aktivistin Chimamanda Ngozi Adichie dabei.

Im Laufe der Jahre haben zahlreiche Gäste der Met Gala die Modegrenzen verschoben, atemberaubende Mode zu einer Kunstform erhoben und Wellen in den sozialen Medien geschlagen. Hier ein Rückblick auf einige herausragende und ungewöhnliche Auftritte auf dem roten Teppich:
Rihanna: ein Popstar, der dem Papst Konkurrenz machtAls die Sängerin Rihanna zur Met Gala 2018 kam, stellte sie das Thema "Heavenly Bodies: Fashion and the Catholic Imagination" buchstäblich auf den Kopf. Ihr maßgeschneidertes Maison Margiela-Ensemble von John Galliano bestand aus einem kunstvollen verzierten Kleid, für dessen Herstellung 250 Stunden Näharbeit und 500 Stunden Stickerei-Handwerk auf höchstem Niveau nötig waren. Sie krönte das Outfit mit einer funkelnden juwelenbesetzten Mitra – einer liturgischen Kopfbedeckung, die von römisch-katholischen Bischöfen getragen wird.

Bei der "Camp: Notes on Fashion"-Gala 2019 hat Katy Perry allen anderen die Show gestohlen: Erst kam die Sängerin als lebensgroßer Kronleuchter mit funktionierenden Glühbirnen, der von Jeremy Scott von Moschino entworfen wurde. Für die After-Party zog sie sich dann ein Cheeseburger-Kostüm an. Scott erzählte der Vogue damals, dass er die Idee hatte, etwas zu kreieren, das "reich und streng ist, wie ein schickes altes Herrenhaus", und fügte hinzu, dass der Kronleuchter "das perfekte Ding für Katy wäre, das niemand sonst tragen würde".

Bei der selben Gala 2019 gewann der Schauspieler Jared Leto den Preis für das ausgefallenste Accessoire: eine abgetrennte Nachbildung seines eigenen Kopfes (Artikelbild) Gekleidet in ein hochgeschlossenes, rubinrotes Gucci-Kleid, das mit Juwelen besetzt war, brachte Leto eine Prise Surrealismus auf den Laufsteg.
Kim Kardashian und das (wohl) berühmteste Kleid der WeltFür das Thema des Jahres 2022 "In America: Eine Anthologie der Mode" entschied sich Kim Kardashian für eine Legende der Popkultur: Sie zog das ikonische Jean-Louis-Kleid von 1962 an, das Marilyn Monroe trug, als sie John F. Kennedy "Happy Birthday, Mr. President" vorsang. Um in das hautenge, mit Kristallen besetzte Kleid zu passen, nahm Kardashian in drei Wochen etwa sieben Kilo ab. Eine wirklich dramatische Verwandlung. Damit zog Kardashian nicht nur alle Blicke auf sich, sondern löste auch eine Diskussion über Mode, Körperbild und die Erhaltung historischer Kleidungsstücke aus.

Die Rapperin Amalaratna Zandile Dlamini, besser bekannt unter ihrem Künstlernamen Doja Cat, sorgte 2023 für Aufsehen: Bei der Gala unter dem Motto "Karl Lagerfeld: A Line of Beauty" (mit der gleichnamigen Ausstellung ehrte das Museum den 2019 verstorbenen Modezar) verwandelte sie sich in eine (fast) echte Katze.
Und zwar nicht in eine beliebige: Ihr figurbetontes Katzenkostüm war eine Hommage an Lagerfelds geliebte Katze Choupette. Oscar de la Renta kreierte dieses spektakuläre Kostüm. Die Künstlerin verwandelte sich auch innerlich in eine Katze – sie ahmte die Bewegungen des grazilen Haustieres nach und beantwortete jede Frage mit einem gnädigen "Miau".

Normalerweise wird die Gästeliste der Met Gala bis zum Tag der Veranstaltung geheim gehalten.
In indischen Medien wie die Hindustan Times sowie in den sozialen Medien wurde jedoch kürzlich darüber spekuliert, dass Bollywood-Legende Shah Rukh Khan in diesem Jahr sein Debüt bei der Met Gala in einem Ensemble des bekannten indischen Modeschöpfers Sabyasachi Mukherjee geben könnte.

Die Aufregung rührte zunächst von einem Beitrag des viel beachteten Mode- und Popkultur-Accounts Diet Sabya her, in dem es (in freier Übersetzung) hieß: "Schlagzeile von nationaler Bedeutung! (....) Wir haben die Bestätigung erhalten, dass SRK - Indiens unangefochtener Superstar - bei seinem Met Gala-Debüt im Mai 2025 in Sabyasachi (Indiens größter Luxusmarke) auftritt."
Angesichts seiner weltweiten Fangemeinde - auch in Deutschland - wäre der Gang von "King Khan" über den roten Teppich ein Internet-Megaereignis, eins, für welches die Met Gala eben bekannt ist. Und: Shah Rukh Khan wäre der erste indische männliche Schauspieler, der die Gala besuchen würde.
Adaption aus dem Englischen: Anastassia Boutsko
dw