Emotional Freedom Technique (EFT): Warum EFT gegen Stress und Ängste helfen soll

Bei akutem Stress scheint uns oft nichts entspannen zu können. Die "Emotional Freedom Technique", kurz EFT, soll hier Abhilfe schaffen. Die Methode stammt aus der Traditionellen Chinesischen Medizin und soll durch sanftes Klopfen an verschiedenen Körperstellen Stress und Ängste lösen. Was ist dran an dem EFT-Hype?
Tapp, tapp – sanft klopft die junge Frau auf Instagram über verschiedene Stellen ihres Körpers, erst im Gesicht, dann am Schlüsselbein, dann unter dem Arm. Und wieder von vorn. Was auf den ersten Blick merkwürdig aussehen mag, ist eine alternativmedizinische Behandlung, die gegen Stress, Ängste und sogar Schmerzen helfen soll.
Das steckt hinter EFTDie Emotional Freedom Technique, kurz EFT, ist eine Form der Akupressur, die auf der Traditionellen Chinesischen Medizin beruht, genauer gesagt: dem Meridiansystem. Die Meridiane sind gemäß der TCM Energiebahnen und helfen, den Energiefluss im Körper zu regulieren und die Gesundheit zu erhalten. EFT konzentriert sich dabei auf verschiedene Punkte dieser Meridiane, um das Gleichgewicht der Energie, des sogenannten Qi, im Körper wiederherzustellen.
Ein Ungleichgewicht der Meridiane soll Erkrankungen oder Beschwerden begünstigen. Die Lehre glaubt, dass die Wiederherstellung dieses Energiegleichgewichts Symptome lindern kann, die durch negative Erlebnisse oder Emotionen hervorgerufen wurden.
Während in der Akupunktur feine Nadeln verwendet werden, um diese Energiepunkte zu stimulieren, arbeitet EFT mit leichtem Klopfen der Fingerspitzen auf dieselben Punkte. Das gezielte Klopfen soll Stress oder negative Emotionen mindern und so das Energiegleichgewicht wiederherstellen.
Akuthilfe bei Stress + Co: Emotional Freedom Technique in 5 SchrittenLaut "Healthline" können wir EFT mit diesen fünf Schritten für uns nutzen:

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Damit die Technik wirkt, sollten wir zuerst das spezifische Problem oder die Angst klar benennen. Während des Klopfens dient dieser Fokuspunkt als Basis. Indem wir uns auf ein konkretes Thema konzentrieren, können wir ein besseres Ergebnis erzielen.
2. Anfangsintensität messenWir bewerten das emotionale oder körperliche Unwohlsein auf einer Skala von 0 (keine Beschwerden) bis 10 (maximal unangenehm). Diese Messung dient als Vergleichswert, um später den Behandlungserfolg zu kontrollieren.
3. Die EinstimmungsphraseVor Beginn der Klopfsequenz formulieren wir einen Satz, der das Problem benennt und gleichzeitig die Selbstakzeptanz betont. Die Standardformulierung ist: "Auch wenn ich dieses/diese [Problem/Angst] habe, akzeptiere ich mich selbst vollständig." Diesen Satz können wir natürlich unseren Bedürfnissen beziehungsweise dem Problem anpassen.
4. Eine simple EFT-KlopfsequenzEs gibt verschiedene EFT-Sequenzen, die teilweise einen unterschiedlichen Fokus haben. Eine einfache Sequenz zum Einstieg ist diese hier, bei wir mit den Fingern auf den Endpunkten von neun Meridianen systematisch klopfen.
- Handkante (wird auch "Karate Chop" genannt): Dünndarm-Meridian
- Scheitelpunkt: Gouverneursgefäß
- Augenbraue: Blasen-Meridian
- Augenwinkel: Gallenblasen-Meridian
- unter dem Auge: Magen-Meridian
- unter der Nase: Gouverneursgefäß
- Kinn: Zentralgefäß
- Schlüsselbeinansatz: Nieren-Meridian
- unter dem Arm: Milz-Meridian
Beginne mit der Handkante und gleichzeitigem Wiederholen der Einstimmungsphrase (dreimal). Klopfe dann nacheinander jeden Punkt siebenmal und bewege dich in der genannten Reihenfolge über den Körper. Die Klopfsequenz kannst du zwei- bis dreimal wiederholen.
5. Endintensität testenAm Ende stufen wir die Intensität des negativen Gefühls erneut von 0 bis 10 ein. Durch den Vergleich mit dem Anfangswert können wir die Verbesserung bestimmen. Ist das Ziel noch nicht erreicht, können wir die Abfolge beliebig oft wiederholen.
Das sagt die Wissenschaft zu EFTUnd was bringt das Ganze nun? "Das Unterbrechen der negativen Botschaft durch das Klopfen gibt dem Gehirn die Möglichkeit, sich auf eine neue Weise zu vernetzen", erklärt die klinische Psychologin Dr. Peta Stapleton gegenüber "Oprah Daily". "Das nennt man Gedächtnisrekonsolidierung." Dabei handelt es sich um einen Prozess, bei dem Langzeiterinnerungen umstrukturiert und somit veränderbar werden.
"Das Gehirn ist etwa vier bis fünf Stunden nach dem Klopfen offen für neue Ideen", so Stapleton. Das könnte beispielsweise bedeuten, dass Glaubenssätze aus der Kindheit, die uns zurückhalten, oder die Überzeugung, dass Angst uns kontrolliert, umgeschrieben werden.
Diese Wirkung bestätigen auch einige Studien, die unter anderem die Psychologin im Rahmen ihrer Forschung zu EFT durchgeführt hat. Eine Arbeit konnte etwa zeigen, dass das Klopfen chronische Schmerzen lindern kann. Aber auch gegen Stress und Burnout soll die Methode laut einer Studie helfen, ebenso gegen Depressionen.
Kritik an der MethodeEs gibt allerdings auch weniger euphorische Meinungen zur Emotional Freedom Technique. Kritische Stimmen weisen darauf hin, dass viele der Studien, die die positive Wirkung der Übung betonen, methodische Schwächen haben – etwa zu kleine Stichprobengrößen oder fehlende Kontrollgruppen.
Es fehlt also an großen, unabhängigen und methodisch hochwertigen Studien, um die Wirksamkeit der Technik zu bestätigen. Allerdings gibt es auch keine Indikation dafür, dass EFT uns konkret schaden könnte. Wenn wir das Klopfen also probieren und das Gefühl haben, dass es uns hilft – und sei es nur durch den Placebo-Effekt –, spricht nichts dagegen, dass wir es für unser Wohlbefinden nutzen.
mbl Brigitte
brigitte