Der deutsche Hyères-Finalist Dennis Sanders erfindet Männermode mit überraschenden Materialien neu

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Der deutsche Hyères-Finalist Dennis Sanders erfindet Männermode mit überraschenden Materialien neu

Der deutsche Hyères-Finalist Dennis Sanders erfindet Männermode mit überraschenden Materialien neu

Dennis Sanders: Warum Sie diesen Menswear-Designer kennen sollten.

Am 29. Januar saß Dennis Sanders gemeinsam mit seinen Eltern in Berlin vor seinem Laptop, als in einem Instagram-Live verkündet wurde, wer die diesjährigen Finalist:innen des International Festival of Fashion, Photography and Accessories in Hyères sind. "Als dann an achter oder neunter Stell mein Name fiel, sind wir vor Freude aufgesprungen und haben erstmal einen Champagner aufgemacht", erzählt der 30-Jährige im Gespräch mit VOUGE. Was es mit dem renommierten Modefestival auf sich hat, welche Bedeutung die Teilnahme für den gebürtigen Hannoveraner hat und was seine Kollektion so besonders macht, erfahren Sie hier.

Vom 16. bis 18. Oktober 2025 findet im südfranzösischen Hyères die 40. Ausgabe des International Festival of Fashion, Photography and Accessories statt. Die Teilnahme – und im besten Fall der Gewinn – bei dem renommierten Mode-Ereignis gilt als vielversprechender Karrierestart für Nachwuchstalente. Immerhin zählen zu den bisherigen Preisträger:innen unter anderem Viktor Horsting und Rolf Snoeren, besser bekannt als Viktor & Rolf, Julien Dossena, Creative Director bei Rabanne, sowie Louis-Gabriel Nouchi und Marine Serre, die in diesem Jahr auch Teil der Jury sein werden. Die Vorfreude auf das große Jubiläum wurde dieses Jahr von einem Skandal um den Hyères-Gründer Jean-Pierre Blanc überschattet, der schlussendlich in seiner Rolle als Managing Director zurückgetreten ist. Glücklicherweise findet das Festival weiterhin statt, es wurde lediglich um einen Tag verkürzt.

Während viele Details zum Programm im Oktober noch unter Verschluss sind, steht bereits fest, dass eine große Retrospektive die vier Jahrzehnte Festivalgeschichte beleuchten wird – und dass ein Nachwuchsdesigner aus Deutschland zu den Finalist:innen zählt: Dennis Sanders. Der 30-Jährige hat es mit seiner Kollektion "The Standard Man" nach Hyères geschafft und verbindet darin auf eindrucksvolle Weise handwerkliche Präzision, emotionale Tiefe und eine zeitgemäße Auseinandersetzung mit Männlichkeit.

Wer ist Hyères-Finalist Dennis Sanders?

Der 30-jährige Modedesigner Dennis Sanders stammt aus Hannover und wohnt mittlerweile in Paris.

Robert Tannenerg

Dennis Sanders studierte an der Hochschule Hannover zunächst Freie Bildende Kunst, bevor er sich dem Modedesign zuwandte. Während seines Bachelor-Studiums sammelte er bereits praktische Erfahrungen in Paris – bei Viktor & Rolf in der Haute Couture und bei Acne Studios im Ready-to-Wear. Ein anschließend geplanter Einstieg bei Louis Vuitton platzte mit Beginn der Pandemie. Stattdessen fand er sich zurück im Elternhaus in Berlin wieder, von wo aus er schließlich sein Studium abschloss. Bald darauf zog er erneut nach Paris, absolvierte seinen Master in Fashion Design and Art an der Parsons Paris und arbeitet nun, ein Jahr nach dem Abschluss, an seiner bisher wichtigsten Herausforderung: der Teilnahme am Festival in Hyères.

Die Kollektion "The Standard Man" gibt Männern ihre Sinnlichkeit zurück

Materialexperimente sind für Sanders zentral. So gehen beispielsweise Spitze und Silikon eine überraschend harmonische Verbindung ein.

Katja Kostyrko

"Eine eigene Marke zu gründen, war schon immer ein Kindheitstraum von mir", sagt Sanders. Doch einen konkreten Zeitplan dafür habe es nie gegeben. Zunächst wollte er Erfahrungen sammeln, in großen Häusern arbeiten und sehen, wohin ihn sein Weg führen würde. Jetzt, erzählt er, habe sich durch das Festival plötzlich die richtige Gelegenheit ergeben: "Es ist eine große Plattform, die es erleichtert, eine eigene Marke zu starten." Doch wofür soll sein eigenes Label Sanders stehen?

"Sanders, das bin ich. Meine Marke ist ein Spiegel meiner Identität, meiner Vision: eine Erkundung sinnlicher Männlichkeit durch Material, Emotion und Erzählung", erklärt er. Sein Ziel sei es, eine neue emotionale Sprache in der Herrenmode zu etablieren, die Verletzlichkeit als Stärke begreift und Sinnlichkeit zelebriert. "Denn Männlichkeit ist nicht starr. Sie kann zart, schön und kraftvoll zugleich sein", so Sanders. Für die Kollektion "The Standard Man" ließ er sich von männlichen Archetypen der 80er- und 90er-Jahre inspirieren: von Arbeitern in Workwear bis hin zu Geschäftsmännern in Anzügen.

Inspiriert vom goldenen Bond-Girl kreiert Sanders einen Golden Boy-Look: aus goldfarbenem Laméstoff, der mit Silikon ummantelt wird.

Katja Kostyrko

Ausgangspunkt seiner Arbeit sind dabei oft Menswear-Klassiker wie eine Regular-Fit-Jeans, ein einreihiger Blazer oder ein Trenchcoat. "Ich liebe es, das Normale, das Gewohnte, das Vertraute zu nehmen und es so zu verdrehen, dass es fremd und neu wirkt", erklärt der Designer. Diese Neuinterpretation erfolgt vor allem durch Innovationen bei Material, Veredelung oder Silhouette. So entsteht auf Grundlage des Schnitts einer Regular-Fit-Jeans und einer Jeansjacke beispielsweise ein Set aus blauer Spitze und Silikon sowie ein Golden Boy-Look aus goldfarbenem Laméstoff, der mit Silikon ummantelt wird, und vom goldenen Bond-Girl inspiriert ist. Außerdem schneiderte er einen Blazer aus Duchesse-Seide, die sonst vor allem bei Abendkleidern zum Einsatz kommt. Die Materialien und Kleidungsstücke spiegeln dabei seine Wahrnehmung von Männlichkeit wider – ein bisschen nach dem Motto: harte Schale, weicher Kern.

Statt aus Wolle und Gabardine fertigt Sanders Hosen und Trenchcoats aus Latex.

Katja Kostyrko

Gleichzeitig möchte er mit seiner Kollektion die vielleicht versteckten Sehnsüchte des "Standard Man" erforschen, etwa eine Vorliebe für Wäsche oder Latex, die im Alltag nicht ausgelebt werden kann. So kreiert Sanders ein Hemd aus Spitze sowie tailored Pants und einen Trenchcoat aus Latex. "Diese Materialien kombiniere ich, um neue Ausdrucksformen zu schaffen und fast schon langweiligen Standard-Kleidungsstücken eine neue Bedeutung zu geben. Es gibt auch Pieces wie eine Smokinghose mit einem halbtransparenten Galonstreifen aus PVC, die den Körper zeigen und eine sexuelle Spannung erzeugen – etwas, das bei Männerkleidung selten ist, vor allem im Business-Kontext", erklärt er.

Der Galonstreifen der Sanders-Smokinghose besteht nicht aus Satin oder Seide, sondern aus halbtransparentem PVC.

Katja Kostyrko

Obwohl die Materialwahl seiner Entwürfe unkonventionell ist, möchte Sanders keine Mode schaffen, die zu sehr von der Realität abgekoppelt ist. "Das interessiert mich nicht und ich halte es in unserer Zeit für irrelevant. Ich will Kleidung entwerfen, die mit der Realität verbunden ist und hoffentlich begehrenswerte Produkte schaffen", erklärt er. Erreichen will er das, indem er gut gemachte und durchdachte Kleidung kreiert. Qualität steht dabei an oberster Stelle: "Ich arbeite mit traditionellem Handwerk, aber suche dabei stets nach einer weiteren innovativen Ebene. So entsteht etwas Neues, verwurzelt in der Tradition, aber immer mit einem offenen Blick in die Zukunft", so Sanders. Bis Oktober wird sein Blick jedoch vor allem auf eines gerichtet sein: die Teilnahme am International Festival of Fashion, Photography and Accessories in Hyères.

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