BILDSTRECKE - Der Letzte seiner Art: Clint Eastwood wird 95 Jahre alt

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BILDSTRECKE - Der Letzte seiner Art: Clint Eastwood wird 95 Jahre alt

BILDSTRECKE - Der Letzte seiner Art: Clint Eastwood wird 95 Jahre alt

Die Mitarbeiter von Casting-Agenturen der fünfziger Jahre waren sich sicher: Aus diesem Jungen würde niemals etwas werden. «Sie sagten mir, meine Stimme sei zu sanft, meine Zähne zu kaputt, und ich müsse aufhören, ständig die Augen zusammenzukneifen», erzählt Clint Eastwood später. Bild: Los Angeles, 1956.

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Zu Beginn seiner Karriere hielt Clint Eastwood 217 Folgen lang die Tretmühle der Fernsehserie «Rawhide» durch, bis 1964 das Skript eines damals noch unbekannten italienischen Regisseurs bei ihm eintraf, dem schon Henry Fonda, James Coburn und Charles Bronson eine Abfuhr erteilt hatten. Eastwood mochte die Geschichte von dem schweigsamen Fremden und flog nach Europa, im Gepäck seine «Rawhide»-Pistolen, ein Revolvergürtel, ein flacher Filzhut, schwarze Jeans und einige Schachteln Zigarillos. Am Drehort in Spanien kam noch ein Poncho dazu. Sergio Leones Western «Per un Pugno di Dollari» («A Fistful of Dollars») machte Clint Eastwood in den Sechzigern als verwegenen Cowboy bekannt. Bild: London, 1967 für eine Filmpromotion.

Fpg / Archive Photos / Getty

In seinen ersten Jahren als Schauspieler sah sich Eastwood Kritik ausgesetzt: Er agiere zu steif, seine emotionale Bandbreite sei zu gering, sein Mienenspiel hölzern. Selbst Sergio Leone soll gesagt haben, Eastwood verfüge über genau zwei Gesichtsausdrücke: mit und ohne Hut.

Der kaltschnäuzige Cop Harry Callahan aus «Dirty Harry» wurde 1971 zur «Kultfigur». Eastwood verkörperte in der Hauptrolle einen lakonischen Antihelden – den Kleinbürger und Held für das Amerika der Siebziger, als der Kennedy-Glamour verblasst war. Der Protagonist mit der 44er-Magnum vertrat die simple Philosophie, dass man Menschen ruhig erschiessen könne, solange es die richtigen treffe. 1971 endete nicht nur das lange Warten auf den Durchbruch, sondern auch das auf die Chance als Regisseur («Sadistico»). Bild: Filmstill aus «Dirty Harry».

Silver Screen Collection / Hulton Archive / Getty

Eastwood erhielt mit seinem Erfolg auf der Leinwand auch das Image als Macho und Sonnyboy. Hier mit seiner ersten Frau Maggie Johnson (in Gelb), mit der er von 1953 bis 1984 verheiratet war. Los Angeles, um 1960.

Im Western «The Outlaw Josey Wales» (1976) spielte Sondra Locke erstmals an der Seite von Clint Eastwood. Die beiden wurden ein Paar und drehten bis Mitte der achtziger Jahre zusammen zahlreiche weitere Filme, darunter «The Gauntlet», «Bronco Billy» und «Sudden Impact». Bild: 1977.

Eastwood bekennt sich zur Beibehaltung des liberalen Waffengesetzes. Das wurde ihm immer wieder vorgeworfen – zumal, wenn er Waffen wie in «Gran Torino» (2008) subtil ins narrative Korsett seiner amerikanischen Passionsgeschichten einwebt.

Seit den fünfziger Jahren zählt Clint Eastwood zum Lager der Republikaner, er unterstützte die Präsidentschaftskandidaturen von Richard Nixon, Ronald Reagan, John McCain und insbesondere Mitt Romney. 1986 wurde er in seinem Heimatort Carmel mit 72 Prozent der abgegebenen Stimmen zum Bürgermeister gewählt. Er übte das Amt bis 1988 aus.

Während andere Stars kamen und gingen, inszenierte Clint Eastwood unermüdlich über 40 Filme, spielte in mehr als 70 Filmen mit und gewann 4 Oscars. Eastwoods Genrefilme werden mit der Zeit zu Verkleidungen für tieferschürfende Fragen nach Schuld, Zerstörung und Rache. Eastwood ergreift Partei für die Schwachen. Und er läuft am Ende nicht mehr weg, sondern stellt sich seiner Verantwortung. Filmstill aus «High Plains Drifter» (1973) mit Billy Curtis.

Das Besondere an Eastwoods Alterswerk ist, dass er nicht nur die eigene Legende verwaltet, sondern den sorgsam etablierten Charakter des wortkargen Revolverhelden systematisch zerlegt. In «Million Dollar Baby» (2004) sagt Maggie (Hilary Swank) zu ihrem Boxtrainer Frankie: «Die meisten halten mich für ziemlich hart.» Sie lächelt. Eastwood lächelt nicht. Mit zugekniffenen Augen entgegnet er: «Kindchen, hart zu sein, ist nicht genug.»

nzz.ch

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