Mehrere Todesfälle durch Tropenvirus in Italien – was Sie über die Krankheit wissen müssen

In Italien hat das West-Nil-Virus innerhalb einer Woche Zeit 57 Menschen infiziert, mindestens acht sind gestorben. Das von Mücken übertragene Virus breitet sich seit Jahren in Europa aus. Was Sie wissen müssen.
In Italien breitet sich das West-Nil-Virus aus. Wie aus einem Bericht der italienischen Gesundheitsbehörde ISS vom 31. Juli 2025 hervorgeht, wurden 57 neue Infektionen innerhalb einer Woche registriert. Insgesamt sind in diesem Jahr 89 Fälle gemeldet worden. Mindestens acht Menschen sind an den Folgen der Infektion verstorben.
Eine Infektion mit dem West-Nil-Virus verläuft nach Angabe des RKI meist unauffällig. Nur etwa 20 Prozent entwickeln eine grippeähnliche Erkrankung mit Fieber ("West-Nil-Fieber") mit
- Fieber,
- Schüttelfrost,
- Kopf- und Rückenschmerzen,
- Abgeschlagenheit und
- Lymphknotenschwellungen.
Jeder Zweite mit Grippe-Symptomen entwickelt zudem einen Hautausschlag, der sich über den ganzen Körper ausbreiten kann. Er erinnert an Masern. In der Regel heilt die Infektion ohne Komplikationen aus. Die Abgeschlagenheit kann allerdings längere Zeit anhalten.
Problematisch kann eine Infektion vor allem für ältere Menschen und diejenigen mit einer Vorerkrankung werden. In seltenen Fällen kann es zu hohem Fieber und einer Hirnhautentzündung (Meningitis) kommen, die aber meist gutartig verläuft. Schlimmstenfalls droht vereinzelt eine Gehirnentzündung (Enzephalitis), die zu bleibenden neurologischen Schäden und sogar, wie aktuell bei acht Fällen in Italien, zum Tode führen kann.
Studien zeigten, dass in neu befallenen Gebieten die Rate der schweren Erkrankungen bei einem zu 1000 Infizierten liege, sagte Virologe Christian Drosten in einem Interview mit der Funke Mediengruppe.
Zwischen Infektion und den ersten Symptomen können zwei bis 14 Tage liegen. Bei einem Verdacht sollten Sie immer Ihren Hausarzt aufsuchen.
Häufig betroffen vom West-Nil-Virus sind laut RKI Italien, Griechenland, Frankreich und weite Teile des Balkans, weiter nördlich auch Teile von Rumänien, Tschechien, Ungarn, der Slowakei und Österreich. Auch die Türkei gehört zum Verbreitungsgebiet. Eine Übersicht über die betroffenen Regionen stellt das ECDC zur Verfügung.
In Deutschland wurden bislang lediglich Einzelfälle registriert. Nach Angaben des RKI erstmals im Jahr 2018 bei Vögeln und Pferden, im Spätsommer 2019 gab es dann erstmals durch Mücken übertragene Erkrankungsfälle bei Menschen. Auch in den darauffolgenden Jahren wurden Infektionen, insbesondere in Ostdeutschland, berichtet (2020: 22 Infektionen; 2021: 4 Infektionen; 2022: 17 Infektionen, 2023: 7 Infektionen). Ein älterer männlicher Patient verstarb 2020.
Alle gemeldeten Fälle traten in Landkreisen mit zuvor dokumentierten West-Nil-Virus-Infektionen bei Vögeln und Pferden auf, die sich im Wesentlichen auf das mittlere Ostdeutschland konzentrierten, berichtet das Friedrich-Loeffler-Institut (Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit).
Das RKI geht von einer Dunkelziffer aus und davon, dass die Zahlen steigen werden. "Das Vorkommen von West-Nil-Virus-Erkrankungsfällen über mehrere Jahre zeigt an, dass das West-Nil-Virus auch in Deutschland überwintert und im Sommer ausreichend günstige klimatische Bedingungen vorfindet", schreiben die Experten.
"Es ist damit zu rechnen, dass sich das West-Nil-Virus in Deutschland weiter etabliert und es in den kommenden Jahren insbesondere in den schon bestehenden Gebieten, aber vielleicht auch in weiteren Gebieten, zu einem saisonalen Vorkommen von West-Nil-Virus-Erkrankungsfällen kommen wird."
Blutsaugende Stechmücken übertragen das Virus. Das müssen keine tropischen Tiere sein wie etwa die asiatische Tigermücke. Auch alle heimischen Mücken können West-Nil-Viren weitergeben, wenn sie zuvor ein infiziertes Tier (meist Vögel) gestochen haben.
Das Virus befällt vorwiegend Vögel, kann aber auch Pferde und Menschen infizieren. "Für eine Infektion braucht es allerdings immer den Weg über infizierte Mücken", sagt Kristin Schalkowski vom Friedrich-Loeffler-Institut. Eine direkte Ansteckung von Mensch zu Mensch gilt als ausgeschlossen.
Es gibt bislang kein Mittel und auch keine Impfung gegen das West-Nil-Virus. Entsprechend erfolgt die Behandlung über die auftretenden Symptome, zum Beispiel durch ein fiebersenkendes Mittel. Gerade gefährdete Personen sollten sich entsprechend gut vor Stichen schützen.
Eine Impfung gibt es bisher nicht. Bei Reisen in betroffene Gebiete (Auswärtiges Amt informiert) bleibt nur der übliche Schutz vor Mücken wie Moskitonetz oder Repellent. Experten empfehlen ein Mückenspray, wie es auch für Reisen in die Tropen geeignet ist.
Möglicherweise werde es demnächst einen Impfstoff gegen das West-Nil-Virus geben, stellte Drosten in Aussicht. Die Forschung dazu laufe. Drosten wies darauf hin, dass es für eine eng verwandte Erkrankung bereits einen Impfstoff gebe: für die von Zecken übertragene Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME).
FOCUS